Ex-Landesrat Herbert Paierl, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Gerhard Hirschmann (v. li.) bei einem Landesparteitag der ÖVP Steiermark.

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Graz – Gerhard Hirschmann, eine der prägendsten Persönlichkeiten der steirischen Volkspartei, ist im Alter von 68 Jahren – während einer Zugfahrt von Wien nach Graz – an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben. Mit Hirschmann verliert die steirische ÖVP einen außergewöhnlichen, aber auch umstrittenen, scharfzüngigen Ideologen.

Der studierte Theologe und Jurist regte unter anderem mit seiner Idee, die Bundesländer abzuschaffen und sie durch drei Großregionen zu ersetzen, bundesweit zu intensiven Debatten über den Föderalismus an.

Hirschmann, der von der Ikone der steirischen Volkspartei, Josef Krainer, in die Partei geholt wurde, leitete jahrelang das "Modell Steiermark", eine offene schwarze Denkwerkstätte. Von da ging es schnurstracks in die Politik – zuerst Landesparteisekretär, dann Klubobmann und Landesrat. Auf der politischen Bühne lernten die anderen Parteien seine geschliffene, bisweilen bis ins Zynische angelegte Rhetorik fürchten.

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Als Nachfolger für Krainer vorgesehen

Hirschmann war eigentlich als Nachfolger Krainers als Landeshauptmann vorgesehen, Krainer brachte den Quergeist in der Partei aber nicht durch, so wurde letztlich Waltraud Klasnic als Kompromisskandidatin erste steirische Landeshauptfrau. Das Verhältnis Klasnic-Hirschmann blieb bis in die Gegenwart gestört.

Zum Bruch mit der Partei legte es Hirschmann an, als er einen eigene Liste gründete, mit der er bei den Landtagswahlen allerdings scheiterte. Eine Zeitlang fungierte er außerdem als Vorstand im Landesunternehmen Energie Steiermark.

Zurückgeholt in die Partei hat ihn sein langjähriger politische Wegbegleiter und jetzige Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der die Kontakte zu ihm nie abgebrochen hatte. Zuletzt ist Hirschmann dem Landeshauptmann immer wieder beratend zur Seite gestanden.

Reaktionen und Trauer

Schützenhöfer zeigte sich "fassungslos über den plötzlichen Tod von Gerhard Hirschmann. Er war mein Lebensfreund, er wird mir fehlen als wärs ein Stück von mir." Landesrat Christopher Drexler, in gewissen Sinne Hirschmanns politischer "Schüler", fügte hinzu: " "Gerhard Hirschmann war für mich leuchtendes Vorbild, Ratgeber, Mentor und vor allem Freund."

Auch für Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) war Hirschmann ein "Ideengeber, kreativen Kopf und Anpacker für die Steiermark". Der Klubobmann der Grünen Steiermark, Lambert Schönleitner schließlich ergänzte: "Gerhard Hirschmann war einer, der festgefahrene Systeme ohne Rücksicht auf sein eigenes politisches Fortkommen hinterfragt und wenn notwendig auch bloßgestellt hat. Er rüttelte selbst an den ,fürstlichen Heiligtümern des Landes‘, den Bundesländern." (Walter Müller, 28.9.2019)