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Der WM-Marathon geriet angesichts der Hitze zu einer lebensgefährlichen Angelegenheit für viele Läuferinnen.

Foto: REUTERS/Hannah Mckay

Doha – Läuferinnen im Rollstuhl, auf Tragen mit Infusionen im Arm oder einfach nur völlig erschöpft auf der Straße kauernd: Beim WM-Marathon der Frauen im Glutofen von Doha mussten Teilnehmerinnen gleich reihenweise aufgeben. Während sich Topfavoritin Ruth Chepngetich aus Kenia das erste Gold der Titelkämpfe in der Wüste sicherte, erreichten nur 40 von 68 Starterinnen am Ende das Ziel.

"Das Rennen war hart, sehr hart – aber ich habe nicht aufgegeben", sagte Chepngetich nach ihrem Triumph im ersten Nachtmarathon der WM-Geschichte. Um 2.32 Uhr Ortszeit lief die 25-Jährige am frühen Samstagmorgen nach 2:32:43 Stunden ins Ziel – es war mit Abstand die schlechteste Siegerzeit der WM-Geschichte.

Die Sauna-Bedingungen auf dem Rundkurs entlang der Uferpromenade Corniche ließen aber einfach nicht mehr zu, beim Startschuss von Katars Herrscher Scheich Tamim bin Hamad Al Thani im Beisein von IOC-Präsident Thomas Bach kurz vor Mitternacht zeigte das Thermometer immer noch 32,7 Grad an, zudem herrschte eine Luftfeuchtigkeit von 73,3 Prozent. Selbst Vizeweltmeisterin Rose Chelimo (Bahrain/2:33:46) gestand: "Es war sehr heiß, und irgendwann kam mir der Gedanke aufzuhören. Aber ich bin weitergelaufen und habe gebetet, dass ich das Rennen beenden kann."

"Mein Herz hat gerast"

Gleich 28 Kolleginnen schafften es hingegen nicht ins Ziel. Viele Läuferinnen, die sich die Tortur über 42,195 Kilometer nicht weiter antun wollten, mussten mit Golfkarts zu den Ärzten gefahren werden, in dem aufgestellten Medizinzelt an der Strecke herrschte Hochbetrieb. "Es war schrecklich. Mein Herz hat gerast, ich habe mich noch nie so schlecht gefühlt", sagte Sara Dossena, EM-Sechste von Berlin 2018, bei sportschau.de. Die Italienerin hatte schon nach einem guten Viertel der Distanz entkräftet aufgegeben.

Während das Khalifa International Stadium von Doha mit einer gigantischen Klimaanlage auf angenehme 25, 26 Grad heruntergekühlt wird, bekamen die Läuferinnen draußen die volle Wucht der Hitze und Feuchtigkeit zu spüren. "Es war wirklich beängstigend, einschüchternd und entmutigend", sagte Kanadas Lyndsay Tessier, die Neunte wurde: "Ich bin einfach nur sehr dankbar, dass ich auf den Beinen ins Ziel gekommen bin." Es sei "alarmierend", dass so viele Läuferinnen aufgeben mussten. Und Bronzemedaillengewinnerin Helalia Johannes aus Namibia (2:34:15) meinte: "Ich kann nicht sagen, dass ich das Rennen genossen habe."

Gespenstisch

Mit zunehmender Renndauer wurde die Atmosphäre an der Strecke unter Flutlicht etwas gespenstisch, von Stimmung keine Spur – den Zieleinlauf sahen kaum noch Fans. Laut Deutschlandfunk sollen Kameraleute daran gehindert worden sein, kollabierende Läuferinnen zu filmen. In der Nacht zu Sonntag steht nun gleich die nächste Hitzeschlacht auf der Straße auf dem Programm: Die Geherinnen und Geher über 50 km werden zwischen 3.15 und 4.00 Uhr Ortszeit am Morgen im Ziel erwartet.

Dann haben sich die Marathonläuferinnen vielleicht ein bisschen erholt. "Ich hoffe, dass alle morgen wieder lächeln können", sagte Weltmeisterin Chepngetich in Richtung ihrer Kolleginnen. (sid, 28.9.2019)