Nigel Farage kündigte Beamten Besuch mit dem Messer an. Die Polizei befand, dies sei nicht wörtlich zu nehmen.

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Newport/London – Der Chef der Brexit-Partei, Nigel Farage, hat mit einer aggressiven Äußerung zum EU-Austritt Großbritanniens die Polizei auf den Plan gerufen. Sie sehe in seiner Wortwahl aber keinen Grund für weitere Ermittlungen, teilte die Polizei von Gwent in Wales am Samstag nach der Überprüfung der Redepassage mit.

Farage hatte sich vor einer Woche vor Anhängern in Newport despektierlich über die Arbeit von Regierungsbeamten geäußert: Sie seien "überbezahlte Schreibtischtäter", die "keine neutrale Arbeit" leisteten. "Wenn der Brexit vollendet ist, bringen wir das Messer zu ihnen. In Ordnung? Ich habe genug von allem." Man solle lieber den Chefs der Häfen von Calais und Dover am Ärmelkanal glauben, die sagten, dass sie 100-prozentig auf den Brexit vorbereitet seien.

"Nicht wörtlich zu nehmen

Bei der Polizei gingen Beschwerden ein, die in der Rede einen Aufruf zur Gewalt sahen. Andere meinten im Kurznachrichtendienst Twitter, dass es sich um eine nicht wörtlich zu nehmende Phrase handle.

Auch der britische Premierminister Boris Johnson war kürzlich wegen seiner Wortwahl im Parlament stark unter Beschuss geraten. Er selbst zeigte sich davon unbeeindruckt: Würde man Wörter wie "Kapitulation" aus dem politischen Diskurs verbannen, drohe die Sprache zu verarmen. Bei ihm hatte sich im Unterhaus eine Parlamentarierin beschwert, sie bekommen wegen ihrer Pro-Eu-Haltung täglich Todesdrohungen, in vielen Fällen mit einer Wortwahl, die Johnsons Aussagen entspringe: Darunter "Verräter und "Kollaborateur". Johnson hatte die Beschwerde als Humbug abgetan.

Wenig später in der Diskussion war die Rede auf die britische Labour-Abgeordneten Jo Cox gekommen, die im Brexit-Wahlkampf 2016 für die EU Stellung bezogen hatte und wenige Tage vor der Abstimmung von einem Rechtsradikalen ermordet worden war. Johnson sagte, die beste Methode der verstorbenen Brexit-Gegnerin zu gedenken, sei "ein rascher Brexit". Er rechtfertigte sich damit, dass nur so die sozialen Spannungen in Großbritannien wieder abnehmen könnten.

Seine Schwester Rachel Johnson nannte dagegen eine solche Wortwahl "in höchstem Maße verwerflich". Ihr Bruder benutze Worte in Verbindung mit Gegnern eines ungeregelten Brexits, als ob diese für ihre Meinung "gehängt, ausgeweidet und gevierteilt" werden sollten. Auch mehr als 100 Bischöfe der Kirche von England hatten den Sprachgebrauch im Streit um den Brexit im Parlament kritisiert. (APA, mesc, 18.9.2019)