Andreas Rabl gibt den Saubermann: "Da gehört jetzt rigoros in jeder Ecke sauber gemacht."

Werner Dedl

STANDARD: Auch in Wels liegt die FPÖ im Bundestrend: Die Freiheitlichen haben drastisch um 10,07 Prozentpunkte abgebaut und sind vom zweiten auf den dritten Platz zurückgefallen. Sind Sie noch am Wundenlecken, oder gibt es schon erste Analysen?

Rabl: Ich halte nicht viel vom Wundenlecken. Natürlich gibt es Analysen. Die beginnen, sobald das Wahlergebnis am Tisch liegt. Und werden sich noch eine Zeitlang hinziehen.

STANDARD: Woran ist es gescheitert?

Rabl: Die erste Frage, die man sich stellen muss, ist, warum wir in so großem Ausmaß das Vertrauen der Wähler verloren haben. Lag es an Personen, an Themen? Oder an Vorkommnissen, die von außen gekommen sind? Die Personenkonstellation mit Hofer und Kickl hat gepasst, die Themen Sicherheit, Integration, Steuersenkung haben gepasst. Problematisch war Ibiza, der Totaleinbruch war aber die Spesenaffäre.

STANDARD: Dennoch ist es fraglich, ob man im blauen Wahlkampf thematisch nicht sehr einseitig unterwegs war und Umwelt und Klimaschutz zu stiefmütterlich behandelt hat.

Rabl: Natürlich müssen wir uns jetzt überlegen, wie wir künftig mit diesen Themen umgehen. Und auch Norbert Hofer hat bereits angedeutet, dass hier eine Neupositionierung durchaus möglich ist. Was aber nicht heißt, dass wir unseren Kernthemen nicht treu bleiben. Wir werden jetzt sicher nicht die neuen rechten Grünen.

STANDARD: Überraschend hat die FPÖ gleich am Wahlabend angekündigt, sich auf die Oppositionsbank zurückzuziehen. Sind auch Sie gegen Gespräche mit der ÖVP?

Rabl: Zehn Prozent Verlust sind kein Regierungsauftrag vom Wähler. Ich sehe daher keinen Grund, in Regierungsverhandlungen zu gehen.

STANDARD: Ihre Partei ist wiederholt an sich selbst gescheitert. Kann man es einfach nicht?

Rabl: Aufgelöst hat die Regierung die ÖVP. Und ich habe mir einmal angeschaut, wie viele Regierungen die volle Periode durchgehalten haben. 80 Prozent sind frühzeitig gescheitert. Wir können es definitiv. Aber es gibt nichts zu beschönigen: Die jüngsten Vorfälle sind selbstverschuldet – und daran werden wir jetzt arbeiten.

STANDARD: Wie soll der blaue "Neuanfang" konkret aussehen?

Rabl: Wir brauchen jetzt einen Kassensturz. Oder, besser: einen Generalputz. Da gehört jetzt rigoros in jeder Ecke sauber gemacht. Alles gehört auf den Tisch. Was ist wo passiert? Und es wäre sinnvoll, Compliance-Regeln für Parteifunktionäre zu erstellen.

STANDARD: Die wie aussehen sollten?

Rabl: Klare Regeln, wie man sich als Politiker abseits der gesetzlichen Vorgaben, die ja sowieso der Mindeststandard sind, verhalten soll. Wie tritt die Partei nach außen auf? Wie soll sich ein Mandatar im Geschäftsleben verhalten? In welchen Kreisen bewegt man sich? Was sind die Werte, die für eine Zusammenarbeit besonders wichtig sind? Andere Unternehmen haben das auch geschafft.

STANDARD: Streift der blaue Putzbesen auch die Sessel von Nobert Hofer und Heinz- Christian Strache?

Rabl: Hofer hat eine hervorragende Arbeit geleistet. Er ist sicher nicht angezählt, die Partei steht geschlossen hinter ihm. Was Strache betrifft, gilt die Unschuldsvermutung. Jetzt über einen Ausschluss zu reden ist zu früh. Es muss jetzt alles auf den Tisch, erst dann kann man über Konsequenzen nachdenken. Aber volle Transparenz gegenüber der Partei ist das Mindeste, was man sich jetzt erwarten kann. Immerhin waren es ja Parteimittel, die für Spesen verwendet worden sind. Und sollte nur ein Teil stimmen, dann ist der Ausschluss eine logische Folge. (Markus Rohrhofer, 30.9.2019)