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Robert Holzmann gerät kurz nach Amtsantritt schon in Bedrängnis.

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Wien – In der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) haben sich die Ereignisse zuletzt überschlagen. Kaum vier Wochen im Amt, hat der neue Gouverneur Rudolf Holzmann (FPÖ) die Personalchefin des Hauses am Freitag gekündigt und mit sofortiger Wirkung freigestellt. Der bisherige Pressesprecher sollte nach Innsbruck, der 62-jährige Hauptabteilungsleiter des Zahlungsverkehrs in Pension geschickt werden.

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All diese Entscheidungen hatte Holzmann mit seinem Direktoriumskollegen Eduard Schock (FPÖ) getroffen. Weder die übrigen zwei Direktoriumsmitglieder noch der Generalrat unter Harald Mahrer (ÖVP) noch der Betriebsrat waren eingebunden.

Das Haus war in Aufruhr – und am Montag alles anders: keine Rede mehr von Kündigungen. Nach zahlreichen Besprechungen zwischen Direktorium und Generalrat, Betriebsrat und Juristen war bald eine gesichtswahrende Lösung gefunden. "Die Entscheidungen werden einer zeitnahen externen Prüfung unter Einbeziehung der internen Revision und weiterer bankinterner Kapazitäten unterzogen", hieß es in einer knappen Mitteilung des (in Wien weilenden) Noch-OeNB-Sprechers.

Umstrittene Kündigung

Die Kündigung der Personalistin Susanna Konrad-El Ghazi wurde nicht zurückgenommen, weil sie gar nicht rechtswirksam zustande gekommen ist. Es gab also nichts zurückzunehmen, das bestätigte die stellvertretende Zentralbetriebsratschefin Birgit Sauerzopf am Montagnachmittag.

Turbulente Zeiten in der Notenbank.
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Ins Büro, in das man sie bei ihrem Abgang nur mit dem Sicherheitsdienst hatte gehen lassen, kommt Konrad-El Ghazi trotzdem nicht. Sie sei bis zum Abschluss der Prüfungen "beurlaubt", sagen die einen, "dienstfreigestellt", sagt der neue Sprecher der Bank, Rudolf Kaschnitz. Der Betriebsrat geht laut einem Schreiben an die Belegschaft jedenfalls davon aus, dass die Personalchefin "nach einem kurzen Urlaub an ihren gewohnten Arbeitsplatz zurückkehren" werde.

Vertrauen gestört

Der (bisherige) Pressesprecher und Abteilungsleiter Christian Gutlederer werde ein neues Jobangebot von der OeNB bekommen. Und Hauptabteilungsleiter Stefan Augustin hat am Montag keinen Antrag auf Pensionierung gestellt, er arbeitet also weiter. Sauerzopf erzählt, dass die Belegschaftsvertretung ein klärendes Gespräch mit dem Direktorium zu alledem geführt habe. Dort habe man auch Maßnahmen eingefordert, die das Vertrauen der Mitarbeiter in das Management wiederherstellen sollen.

Und warum hatte der neue Gouverneur die Personalchefin, die im Haus als streng und sachlich beschrieben wird, so mir nix, dir nix hinausgeworfen? Da gibt es zwei Ebenen: Vordergründig sei es um die Dauerkarenzierung eines in der EU-Bankenaufsicht tätigen Notenbankers gegangen, wie es heißt.

Kosten verschwiegen?

Durch dessen Dauerkarenzierung werden der OeNB bei der Pensionierung des Mannes dereinst Kosten entstehen – und über die habe die Personalchefin das Direktorium nicht wie gewünscht informiert. Der Beschluss selbst wurde aber noch vom "alten" Direktorium gefasst. Die andere Ebene hat mit dem Umbruch zu tun, der in der OeNB gerade stattgefunden hat.

Statt des roten Gouverneurs Ewald Nowotny steht der blaue Holzmann an der Spitze der Bank, auch in den Generalrat sind Freiheitliche eingezogen. Vorbei ist es mit dem alten schwarz-roten Proporz, an den die Notenbanker jahrzehntelang gewöhnt waren. Neben Vizepräsidentin Barbara Kolm hievte die FPÖ zum Beispiel auch Peter Sidlo in den Generalrat. Gegen den derzeit beurlaubten Finanzchef der Casinos Austria ermittelt ja die Korruptionsstaatsanwaltschaft in der Causa Vorstandsbesetzung, in der er alle Vorwürfe zurückweist. Er ist wegen der Anschuldigungen in beiden Funktionen auf Urlaub.

Betriebsrat "schockiert"

Mit dem Alleingang in Sachen Personalentscheidungen hat Holzmann seine türkisen Kollegen an der Notenbankspitze brüskiert – und die Mitarbeiter "schockiert, zutiefst irritiert und ratlos" gemacht, schrieb der Betriebsrat in seiner Mail an die Belegschaft. Wie die Zusammenarbeit im Management künftig funktionieren wird? "Wir wissen es noch nicht", heißt es in der Mitteilung.

Im Hintergrund sei es beim Entfernungsversuch von Konrad-El Ghazi um eine Machtfrage gegangen, sagen Involvierte. Entzündet habe sich diese am Vertrag für den künftigen wirtschaftspolitischen Berater des Gouverneurs, Peter Brandner. Ihm habe die Notenbankspitze einen Vertrag geben wollen, den die Personalchefin so nicht mittragen wollte.

Eine Frage der Gage

Dazu müsse der Generalrat befasst werden, habe Konrad-El Ghazi befunden. Ein Zerwürfnis zwischen ihr und Holzmann sei die Folge gewesen. Der künftige Berater, der derzeit noch im Finanzministerium arbeitet, verweist diese Darstellung übrigens ins Reich der Gerüchte. Einen Streit über die Gage habe es nicht gegeben, das könnten mehrere Personen bezeugen. Das Direktorium soll seinen Anstellungsvertrag am 15. Oktober absegnen.

Ökonom Brandner und der Notenbank-Gouverneur kennen einander übrigens schon länger. Der frühere Weltbank-Direktor Holzmann sitzt im wissenschaftlichen Beirat von Brandners Thinktank "Die weis(s)e Wirtschaft". (Renate Graber, Andreas Schnauder, 30.9.2019)