Schon nächstes Jahr könnte der Digibus auf einer Teststrecke zwischen Koppl im Flachgau und der Bushaltestelle an der Wolfgangsee Bundesstraße testweise eingesetzt werden.

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Hof bei Salzburg – "Am Anfang war es etwas seltsam, weil kein Fahrer im Bus war. Aber das ist schnell verflogen, die Fahrten waren sehr angenehm", sagte Franziska Höllbacher. Sie war eine von 18 Testpersonen, die vergangene Woche erstmals komplett ohne "Begleitung" in einem autonomen Omnibus unterwegs waren. Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Salzburg Research wurden die Probandinnen und Probanden über ihr subjektives Sicherheitsgefühl befragt.

Denn auch in Bussen, die als "selbstfahrend" bezeichnet werden, muss immer noch bei jeder Fahrt ein Operator genannter Fahrer an Bord sein, damit bei Problemen ein Mensch das Steuer übernehmen kann. In Salzburg war nun auf einer Teststrecke auf dem Salzburgring erstmals ein fahrerloser "Digibus" ohne Operator mit Passagieren unterwegs. Das Fahrzeug wurde nur über eine Leitzentrale überwacht.

Zu viele oder unangenehme Passagiere

"Ich habe mich sehr wohlgefühlt", sagte Verkehrsexperte Richard Fuchs nach der Testfahrt. "Technisch funktioniert es gut, aber ob so ein Fahrzeug schon alltagstauglich ist, muss sich erst zeigen." Genau um Situationen, die es im Alltag in öffentlichen Verkehrsmitteln immer wieder gibt, ging es bei den Testfahrten. Bei einer Fahrt waren die jeweiligen Tester beispielsweise mit einem unangenehmen Fahrgast allein im Bus. Durchgespielt wurde auch, was passiert, wenn mehr Leute einsteigen wollen, als Sitzplätze verfügbar sind. Eine Fahrt mussten die Probanden ganz allein im Digibus absolvieren, bei einer anderen Fahrt gab es ein technisches Gebrechen.

"Wir wollen herausfinden, wie Leute in einem selbstfahrenden Bus mit solchen Situationen umgehen", sagte Projektleiterin Cornelia Zankl von Salzburg Research. Bis sich autonomes Fahren durchsetzen kann, gibt es nämlich nicht nur technische, sondern auch psychologische Hürden zu überwinden."

Martin Schön aus Bad Reichenhall interessierte weniger das Befinden der Fahrgäste als die Frage, wie der Bus mit Hindernissen umgeht: "Ich habe ihm einen Stein in den Weg gelegt. Da ist er einfach drübergefahren", schmunzelte der Bayer. Ein Buslenker wäre dem faustgroßen Hindernis sicher ausgewichen, meinte er.

Ab nächstes Jahr im testweisen Taktverkehr

Die Testfahrten sind Teil eines Forschungsprojekts, in dem ein Konsortium unter der Leitung von Salzburg Research den Betrieb automatisierter Kleinbusse im öffentlichen Personennahverkehr untersucht. Bis der Digibus auf öffentlichen Straßen ohne Operator unterwegs sein wird, wird noch viel Zeit vergehen. Dazu fehlen auch noch die gesetzlichen Voraussetzungen.

Doch als Zubringer zu öffentlichen Verkehrsmitteln soll er seine Fähigkeiten schon nächstes Jahr unter Beweis stellen. Auf einer Teststrecke zwischen dem Ortszentrum von Koppl im Flachgau und der Bushaltestelle an der Wolfgangsee Bundesstraße wird ein Taktverkehr des Digibusses geplant. "Wir wollen ausprobieren, wie eine Einbindung des autonomen Shuttles in den Taktbetrieb von Bus und Bahn funktioniert", sagte Zankl. (red, APA, 30.9.2019)