Die Neos haben einen guten Wahlkampf geführt, Beate Meinl-Reisinger machte den besten Eindruck bei den TV-Duellen, es gab doch einen beachtlichen Zuwachs von 3,3 Prozent – aber so richtig glücklich sind die Wähler und Sympathisanten mit dem Wahlergebnis nicht. Gut, man hat prozentuell zugelegt; aber die Neos werden möglicherweise doch wieder nicht in einer Regierung gebraucht, und das ist bitter für eine Partei, die mitgestalten will.

Neos-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger.
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Woran liegt's? Die Neos sind eine liberale Partei. Eine bürgerliche Partei, die gegen eine verkalkte ÖVP und gegen eine rechtsextreme FPÖ gegründet wurde. Die Wähler der Neos sind erfolgreiche, jüngere, gebildetere Leute, viele aus dem Bereich der Selbstständigen. Den größten Zustrom erhielten sie diesmal von Türkis (Auswirkung einer leichten Basti-Phobie), den größten Verlust bereiteten ihnen die Grünen. Die Neos sind gesellschaftspolitisch liberal – und wirtschaftspolitisch liberal. Letzteres ist in Österreich verdächtig. Die Neos werden für "neoliberal" gehalten, dieses Killerargument von Leuten, die mit "wirtschaftsliberal" Kinderarbeit in Kohlegruben verbinden. Und dann heißen sie auch noch so ähnlich. Meinl-Reisinger wollte deshalb schon den Namen ändern.

Immerhin, nach drei Wahlen hat man sich ziemlich fix in der politischen Landschaft positioniert. Das ist schon eine Leistung für eine liberale Partei in Österreich. Aber etwas fehlt noch. (Hans Rauscher, 1.10.2019)