Die Zukunft der innerstädtischen Fortbewegung liegt wohl auf zwei Rädern. Neben Fahrrädern bevölkern auch immer mehr private und zum Verleih angebotene E-Scooter die Straßen. Und auch Elektrofahrräder erfreuen sich steigender Popularität.

Seit kurzem versucht sich ein belgisches Start-up am österreichischen Markt: Cowboy. Ihr Rad, so jedenfalls die Presseaussendung, verspricht "das iPhone unter den E-Bikes" zu sein. DER STANDARD hat mit dem aus den USA stammenden Firmenchef Bob Eck gesprochen und konnte eine Testfahrt mit dem Rad unternehmen.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Urbanes E-Bike

Angesprochen auf den Slogan muss Eck lachen. Denn die Gegenüberstellung mit dem Apple-Smartphone, sagt er, sei der Einfall der PR-Agentur gewesen. Er selbst würde ihn nicht so ziehen. Was aber stimme ist, dass man ein E-Bike konstruiert hat, das "einfach funktionieren soll." Allerdings will man sich in vergleichsweise moderaten Preisgefilden bewegen. Knapp 2.000 Euro kostet das Cowboy-Rad und damit weniger, als viele voll ausgestattete Geräte von Markenanbietern.

Gedacht ist das Rad dezidiert für das städtische Umfeld. Glänzen soll es vor allem mit dem schnell austauschbaren Akku. Geht die Batterie nach maximal 70 Kilometern zur Neige, kann man so schnell seinen Weg fortsetzen. Freilich lässt sich das Rad auch ohne Motorunterstützung bewegen.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Keine Gangschaltung

Mit klassischem Dreiecksrahmen und mattschwarzem Anstrich fällt das Bike auf jeden Fall auf. In der Tat wirkt es, als wäre es das Fortbewegungsmittel der Wahl für Batman, wenn er in der Wiener Innenstadt leben würde. Vor der Testfahrt versprach Eck eine Art "Abhebe"-Gefühl, wie beim Start eines Flugzeugs, wenn man den 250-Watt-Motor in Betrieb nimmt. Tatsächlich ist der "Ruck" zuerst etwas gewöhnungsbedürftig.

Einmal in Fahrt schaltet sich der Motor immer zu, wenn man in die Pedale tritt. In der Standardeinstellung unterstützt er den Fahrer bis zum Erreichen einer Geschwindigkeit von 25 km/h, dem gesetzlichen Limit für E-Bikes und Scooter. Eine Möglichkeit zur Gangschaltung gibt es nicht, das Rad regelt selbständig die Intensität der Motorunterstützung. Man kann auch schneller fahren, in der Standard-Einstellung allerdings nur über reine Muskelkraft. Es gibt zudem einen einstellbaren "Offroad"-Modus, mit dem 30 km/h möglich sind. Die App weist allerdings eindringlich darauf hin, dass dieser nur auf Privatgrund legal genutzt werden kann.

Als Nenn-Transportgewicht gibt Cowboy 110 Kilogramm an. Der Einheitsrahmen ist für Körpergrößen zwischen 170 und 195 Zentimetern ausgelegt. Inklusive Akku wiegt das Rad 16 Kilo.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Angenehmes Fahrgefühl

Das Fahrgefühl ist angenehm, die Motorkontrolle über die klassischen Tretpedale intuitiv. Der Sattel erwies sich, jedenfalls für die rund 20-minütige Testfahrt, als ausreichend bequem. Zwei Reifen des Typs Panaracer Gravelking (27,5 Zoll) geben guten Halt am Asphalt. Manchmal so gut, dass man beim Beschleunigen kurz das Gefühl hat, der E-Drahtesel würde wie auf Schienen fahren.

Apropos App: Handy und Rad gehen beim Cowboy eine Art Symbiose ein. Das bedeutet, dass ohne aktiver Bluetoothverbindung mit dem Telefon der Motor den Dienst verweigert. Alternativ lässt sich auch eine Apple Watch mit dem Rad verbinden.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Ohne App geht nix

Die App kann außerdem als Navi und Tacho dienen, informiert über den Akkustand, zeigt Partner-Werkstätten für etwaige Reparaturen, verbindet nötigenfalls mit einem Supportchat und führt auch Buch über die gefahrenen Strecken und Zeiten. Im Rad selbst steckt eine SIM-Karte, die etwa im Falle eines Verlustes eine ungefähre Ortung des Rads ermöglicht. Die Trackingfunktionen lassen sich über die Handysoftware auf Wunsch aber auch abstellen. In Zukunft soll es optional auch eine "Easy Rider"-Versicherung geben, die je nach Monatsbetrag – 8 oder 10 Euro – auch für Schadensfälle und Diebstahl birgt.

In Sachen Verarbeitung wirkt das Cowboy sehr robust. Es gibt integrierte Lichter, aber auch externes Beleuchtungsequipment kann problemlos genutzt werden. An den Speichen lassen sich, zwecks StVO-Konformität und Selbstschutz in der Nacht, handelsübliche Reflektoren anbringen. Gleiches gilt auch für Schutzbleche, die nicht im Lieferumfang sind. Der Akku wird mit einer Kapazität von 360 Wattstunden ausgewiesen. Er soll sich binnen 3,5 Stunden vollständig aufladen lassen.

Der Akku im Größenvergleich mit den Rädern.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Kein Schnellspanner

Ein Komfortfeature hat man bei der aktuellen Generation des Rades leider vergessen, nämlich einen Schnellspanner. Will man die Sattelhöhe verstellen, so muss der Akku abgenommen und ein Sechskantschlüssel (im Lieferumfang) genutzt werden. Kein Problem, wenn man das Bike alleine nutzt. Wer es aber mit anderen Fahrern zum Beispiel als "Familienrad" verwenden will, könnte dies problematisch finden.

Schade ist auch, dass kein Radständer im Lieferumfang ist. Einen solchen bietet man optional an. Allerdings kann man auch zu Zubehör anderer Anbieter im normalen Sporthandel greifen.

Hohe Ziele

Während sich ein Modell mit Damen-Rahmen in Planung befindet, hat das Start-up derzeit keine Ambitionen, auch ein dezidiertes E-Mountainbike ins Sortiment aufzunehmen. Der Fokus liege strikt auf urbaner Mobilität. Bislang operiert man mit guten Aussichten.

Im ersten Jahr konnte man mehrere hundert der eigenen Räder absetzen, mit zusätzlichem Marketing und der Expansion in neue Märkte strebt man an, bald mehrere tausend Stück pro Jahr an die Fahrer zu bringen. (gpi, 8.10.2019)