Mit der Ansage "Die Richtung stimmt!" hatte Parteichefin Rendi-Wagner schon am Wahltag für Irritationen in der eigenen Wählerschaft gesorgt.

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Nach einem desaströsen Wahlergebnis entzündete sich am Sonntag ein bis heute anhaltender Shitstorm von enttäuschen FPÖ-Sympathisanten auf der Facebook-Seite von Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache. Nicht nur wurde dessen Gespräch auf Ibiza mit einer vermeintlichen Oligarchennichte zum Sprengsatz für die türkis-blaue Koalition, auch kurz vor der Wahl sorgten eigenartige Spesenabrechnungen Straches für einige Aufregung.

Doch auch beim zweiten Verlierer der Wahlnacht, der SPÖ, geht es auf Facebook rund. Wohl in einem Versuch, den eigenen Anhängern Mut zu machen, hatte Parteichefin Pamela Rendi-Wagner noch am Wahlabend skandiert, dass "die Richtung stimmt", ehe am Montag die Parteispitzen tagten. Dort rückte Christian Deutsch, verantwortlich für den Wahlkampf der Partei, statt Thomas Drozda zum Bundesgeschäftsführer auf. Die Anhänger der Partei reagierten verärgert.

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Kritik an Deutsch und Rendi-Wagner

"Neugründung jetzt", fordert etwa ein Kommentator unter dem Livestream-Posting zur Pressekonferenz vom Montagabend. Und er ist nicht der Einzige, der diese Forderung ausspricht. Andere fühlten sich von Rendi-Wagners "Die Richtung stimmt" an die Plakate der letzten Unterstützer von Werner Faymann erinnert, kurz bevor dieser 2016 zurücktrat und von Christian Kern abgelöst wurde.

Zwischen Beileidsbekundungen und Enttäuschung finden sich auch unter einem Posting vom Vortag, in dem die SPÖ erklärt, mit dem Wahlergebnis natürlich "nicht zufrieden" zu sein, viele ähnlich geartete Beiträge. Kritik müssen dabei auch der zurückgetretene Ex-Geschäftsführer Drozda und Parteichefin Rendi-Wagner selbst einstecken.

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"Wutrede" von Rudolf Fußi

Öfters zitiert wird in den Reaktionen auch eine "Wutrede" von Rudolf Fußi. Der 2012 aus der Partei ausgetretene, aber sich selbst als "Sozialdemokraten" bezeichnende PR-Berater geht in dem "mit hohem Blutdruck" aufgenommenen Clip hart ins Gericht mit der SPÖ.

"Man kann gar nicht so viel essen, wie man speiben muss", resümiert er das Gebaren der Partei in der jüngeren Vergangenheit. Er wirft ihr vor, keine Zukunftsideen oder konkrete Antworten auf gesellschaftliche Fragen zu liefern. Dabei spart er auch nicht mit Kritik an der Ernennung von Deutsch zum Bundesgeschäftsführer, den er als "Super-Apparatschik" bezeichnet. Die Partei tue trotz vieler aktueller Fragen so, als würde es "diese Welt, die sich immer schneller dreht, nicht geben". Es sei nun so weit, dass "man als Sozi die SPÖ nicht mehr wählen" könne.

Dass die Sozialdemokraten in nächster Zeit zur Ruhe kommen, ist nicht zu erwarten. Denn intern dürfte es trotz der Ansage, dass es keine Diskussion über die Führungsposition von Rendi-Wagner gebe, weiter rumoren. So erklärte der umstrittene Tiroler SP-Landesparteichef Georg Dornauer, der in seinem Bundesland einen Stimmenverlust von knapp acht Prozent hinnehmen musste, dass für enttäuschte FPÖ-Wähler "eine Frau mit Doppelnamen" als Alternative nicht infrage komme. (gpi, 1.10.2019)