Canberra/Antarktis – Die Antarktis bröckelt, doch das hat nicht notwendigerweise etwas mit der Erderwärmung zu tun. In der Vergangenheit haben sich immer wieder teils gigantische Eisberge vom Schelfeis gelöst, um gemächlich davon zu treiben. Der Eisberg A-68 beispielsweise, mit annähernd 6.000 Quadratkilometern einer der größten der vergangenen Jahrzehnte, trennte sich vor über zwei Jahren vom Larsen-C-Schelfeis und bewegt sich derzeit im Wedellmeer langsam in Richtung Norden.

Der Eisberg D-28 auf dem Weg ins offene Meer.
Foto: ESA Sentinel-1A

So groß wie Skye

Ein zwar bedeutend kleinerer, aber mit 1.636 Quadratkilometern immer noch riesiger Eisberg ist nun vom Rand des Amery-Schelfeis im Osten der Antarktis abgebrochen. Das gut 60.000 Quadratkilometer große Amery-Schelfeis bildet sich aus den Eisflächen des dort ins Meer mündenden Lambert-Gletschers. Es ist das drittgrößte Schelfeis der Antarktis. Das Gebiet wird bereits seit den 1960er-Jahren untersucht.

Der etwa 50 Kilometer lange und 30 Kilometer breite Eisberg – das ist beinahe so groß wie die schottische Isle of Skye – mit der offiziellen Bezeichnung D-28 löste sich nach einem Bericht der australischen Antarktis-Agentur AAD am vergangenen Mittwoch von der restlichen Eisfläche.

Es begann mit einem Riss im Amery-Schelfeis.
Foto: APA/AFP/AUSTRALIAN ANTARCTIC DIV

Dass sich der zwischen den zwei australischen Forschungsstationen Davis und Mawson gelegene Eisberg verabschieden würde, war bereits seit der Jahrtausendwende erwartet worden – eigentlich schon in den Jahren 2010 bis 2015. Der "lose Zahn", wie er von den Wissenschaftern bezeichnet wird, steht seit fast 20 Jahren unter näherer Beobachtung.

Die Bildsequenz zeigt, wie schnell sich der Eisberg vom restlichen Schelfeis gelöst hat.
Foto: ESA

Der Klimawandel ist nicht schuld

"Wir entdeckten in den frühen 2000-er-Jahren erstmals eine Spalte in diesem Gebiet. Dass das Kalben nun nach all diesen Jahren tatsächlich stattfindet, ist sehr aufregend", sagt Amanda Fricker von der US-amerikanischen Scripps Institution of Oceanography. "Wir glauben aber nicht, dass dieses Ereignis mit dem Klimawandel zusammenhängt. Das ist Teil des normalen Zyklus im Schelfeis, wo wir alle 60 bis 70 Jahre große Kalb-Ereignisse sehen." Zuletzt gab es am Amery-Schelfeis ein vergleichbare Ablösung in den Jahren 1963/64. (red, 1.10.2019)