Acht Gebäude bzw. Bauprojekte wurden am Montagabend von Nachhaltigkeitsministerin Maria Patek für außergewöhnliche Leistungen im Bereich des nachhaltigen Bauens und Sanierens mit dem Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Gleich vier der prämierten Gebäude sind Bildungsbauten, darunter zwei Volksschulen. Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) darf sich über gleich drei Auszeichnungen freuen, darunter das sanierte und erweiterte Justizgebäude Salzburg.

"Die prämierten Projekte stehen beispielgebend dafür, dass höchste Ansprüche an die Baukultur und die Anliegen des Klimaschutzes Hand in Hand gehen können", so Patek. Der Preis wurde heuer zum bereits sechsten Mal vergeben, erstmals wurden ebenso viele Sanierungsprojekte wie Neubauten ausgezeichnet.

Foto: APA/Schedl

Die Preisträger:

  • Neubau Volksschule Hallwang

Bauherr: Gemeinde Hallwang
Architektur: LP architektur ZT GmbH
Fachplanung: Ingenieurbüro Rothbacher GmbH (Bauphysik), vollSOLAR GmbH (Haustechnik), Bauingenieur Lackner Egger ZT GmbH (Statik), 3:0 Landschaftsarchitektur

Die sechsköpfige Jury unter dem Vorsitz von Roland Gnaiger würdigte hier insbesondere, dass schon im Zuge der Wettbewerbsvorbereitung ein umfassendes Energiekonzept erarbeitet wurde, das den teilnehmenden Architekturbüros als Grundlage zur Verfügung stand. 280 Quadratmeter thermische Solarkollektoren decken zu einem Großteil den Bedarf an Energie für Warmwasser und Heizung, fast ein Drittel davon ist "auf sehr gelungene Art und Weise" in die Südfassade integriert, "die somit als Kraftwerk genutzt wird", heißt es in der Projektbeschreibung.

Foto: Kurt Hörbst
  • Wohnhaussanierung und Dachgeschoß-Ausbau, Mariahilfer Straße 182, Wien

Bauherrschaft: Doris Krappinger und Sigrid Hildebrandt
Architektur: Trimmel Wall Architekten ZT GmbH
Fachplanung: Schöberl & Pöll GmbH (Bauphysik), BPS Engineering (Haustechnik), Dr. Karlheinz Hollinsky & Partner ZT-GmbH (Statik)

Das wiederaufgebaute sogenannte "Gasexplosionshaus" in der Äußeren Mariahilfer Straße in Wien punktet laut Jury mit dem hier erstmals an einer gegliederten Außenfassade eingesetzten Aerogelputz, der über außerordentlich gute Wärmedämmeigenschaften verfügt. An der Front zur Mariahilfer Straße wurde eine Hanfdämmung angebracht. Zerstörte Fassadendekorelemente wurden in Zusammenarbeit mit einem Restaurator aus Schaumglas nachgegossen, da eine Wiederherstellung aus dem originalen Material wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen wäre. "Sehr viel Gespür und gute Einfälle" hätten grundsätzlich dazu geführt, "dass das Potenzial der Substanz genutzt wurde, um ganz wesentliche Verbesserungen herbeizuführen".

Foto: Trimmel Wall Architekten
  • Sanierung und Erweiterung Justizgebäude Salzburg

Bauherr: BIG Bundesimmobiliengesellschaft
Architektur: Franz und Sue ZT GmbH
Fachplanung: KPPK Ziviltechniker GmbH (Bauphysik), Zentraplan Planungsges.mbH (Haustechnik), rajek barosch landschaftsarchitektur

Die Bundesimmobiliengesellschaft hat das Landesgerichtsgebäude unterhalb des Nonnbergs in Salzburg von Franz & Sue Architekten "transparent und offen, so wie wir uns die Gerichtsbarkeit in einer Demokratie vorstellen", umbauen lassen, so die Jury. Gesunde Raumluft, der Einsatz ökologischer Baustoffe, energieeffizienter Betrieb sowie die Betrachtung der Lebenszykluskosten seien bei der BIG Handlungsfelder von hoher Priorität, "die sie auch bei diesem aufwändigen Projekt nicht vernachlässigte".

Foto: Lukas Schaller
  • Neubau Universitätsgebäude TÜWI, Wien

Bauherr: BIG Bundesimmobiliengesellschaft
Architektur: Baumschlager Hutter Partners
Fachplanung: Buschina Partner ZT GmbH (Statik, Bauphysik), HL Technik Engineering, ppg blueberg control (Haustechnik), BOKU Arbeitsgruppe Ressourcenorientiertes Bauen (Nachhaltigkeitsberatung), rajek barosch landschaftsarchitektur

Dort wo sich einst das legendäre Tüwi-Beisl der Wiener Boku befand, ließ die Bundesimmobiliengesellschaft in den vergangenen Jahren einen modernen Neubau in Holz-Optik errichten. Das Architekturteam nutzte die mögliche Bauhöhe nicht aus, sondern verlegte ungefähr die Hälfte der Nutzfläche in den Untergrund. "Neben städtebaulichen Überlegungen liegt dieser Entscheidung auch der Ansatz einer energieeffizienten Architektur zugrunde. Denn Räume, die von Erde umgeben sind, benötigen kaum Energie zur Heizung und Kühlung." Der Rest wird über 14 Geothermie-Sonden beheizt und gekühlt.

Foto: Hannes Buchinger
  • Neubau und Adaptierung Volksschule Dorf, Lauterach

Bauherr: Marktgemeinde Lauterach ImmobilienverwaltungsGmbH & Co KG
Architektur: Architekturbüro Feyferlik/Fritzer
Fachplanung: SPEKTRUM Bauphysik & Bauökologie GmbH (Bauphysik), LPS GmbH (Haustechnik), DI Johann Birner (Statik)

Bei der Volksschule Dorf wurden immer vier Klassenzimmer zu einer Bildungsinsel geformt, außen ist jeweils ein gemeinsamer Wintergarten vorgelagert, innen ein "Marktplatz". Die Schadstoffbelastung wurde durch konsequentes Produktmanagement bei den eingesetzten Baumaterialien so gering wie möglich gehalten, eine eigene Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für viel frische Luft.

Foto: Kurt Hörbst
  • Ensemble am Hannah-Arendt-Park, Wien

Bauherr: Wien 3420 Aspern Development AG
Stadtplanung: Tovatt Architects & Planners AB
Architektur: AllesWirdGut Architektur ZT GmbH, Tovatt Architects & Planners, baldassion architektur, wup_wimmerundpartner, pos Architekten ZT GmbH, Arch. Franz Kuzmich, einszueins architektur ZT GmbH, königlarch architekten, ZT Arquitectos/Zinterl Architekten, fasch & fuchs ZT GmbH

Der zentrale Platz der Seestadt Aspern, der Hanna-Arendt-Platz samt Park, mit seiner bunten und vielfältigen Architektur rundherum ist hier zwar Preisträger, gemeint ist aber wohl die ganze (bisherige) Seestadt, wenn man die Beurteilung der Jury liest. Man habe hier stadtplanerisch "vieles richtig gemacht", heißt es – unter anderem das "sehr aktive und vorausschauende Qualitätsmanagement, das alle Bereiche einer nachhaltigen Stadtentwicklung berücksichtigt", das am Hannah-Arendt-Platz angesiedelte Stadtteilmanagement oder das Energieforschungsprogramm, bei dem einzelne Bauten im Quartier Forschungsobjekte sind. Die Seestadt ist zwar nicht autofrei, aber "in kaum einer Landgemeinde können sich Kinder so gefahrlos selbständig außerhalb des privaten Wohnumfeldes bewegen wie in der Seestadt, und sie machen reichlich davon Gebrauch", meint die Jury.

Foto: Kurt Hörbst
  • Neubau Bundesschule Aspern, Wien

Bauherr: BIG Bundesimmobiliengesellschaft
Architektur: fasch&fuchs.architekten ZT-gmbh
Fachplanung: EXIKON arc&dev (Bauphysik), Werkraum Wien Ingenieure ZT GmbH (Tragwerksplanung), Thermo Projekt GmbH (Haustechnik), Pflanz! (Landschaftsarchitektur)

Bei der Bundesschule in der Seestadt Aspern wurde ein "neuartiges Raum- und Funktionsprogramm in einer Art und Weise umgesetzt, dass einen die Sehnsucht beschleicht, selbst wieder in die Schule gehen zu dürfen", so die Jury. Es sei eine Schule mit "großen Möglichkeitsräumen", in der Licht, Luft und Farbe vorherrschen würden. Das Gebäude wird "bis in den letzten Winkel" mit Tageslicht durchdrungen, die Kühlung komme "ohne nennenswerte Energiekosten aus". Bei der Auswahl der Baumaterialien wurde auf emissionsarme Produkte Wert gelegt.

Foto: Kurt Hörbst
  • Sanierung Bürogebäude Schanzstraße, Wien

Bauherr: Fünfhauslofts GmbH
Architektur: ostertag ARCHITECTS zt gmbh
Fachplanung: DI. FH Gerhard Novak IB Bauphysik, TB Ing. Heiling Ges.m.b.H (Haustechnik), Gmeiner Haferl ZT GmbH (Statik), Lindle Bukor OG (Landschaftsarchitektur)

Die denkmalgeschützte ehemalige Dorotheum-Zweigstelle wurde von ostertag Architekten laut Jury rücksichtsvoll saniert, die Fassade erfuhr nur eine Reinigung und blieb fast unverändert erhalten. Innen entstanden Loft-Büros für Start-ups der Kreativwirtschaft, verwendet wurden PVC-freie Baustoffe. Ebenfalls vorhanden ist eine gemeinschaftliche Dachterrasse, deren Überdachung mit Photovoltaik nachgerüstet werden kann. Im Erdgeschoß gibt es ein Restaurant, dortwurde das alte Parkett aus dem Bestand wiederverwendet. (red, 1.10.2019)

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Foto: Kurt Hörbst