Der freifinanzierte Wohnbau – hier in Wien-Donaustadt – liegt weiter auf sehr hohem Niveau.

Foto: Putschögl

Wien – In Österreich wird immer mehr freifinanziert gebaut. Oder mit anderen Worten: Die Wohnbauförderung verliert weiter an Bedeutung. Das ist für viele Beobachter ein schlechtes Zeichen, unter anderem deshalb, weil die Wohnbaufördergesetze der Länder ein strengeres Regelwerk vorgeben als die jeweiligen Bauordnungen, etwa bei Energieeffizienz.

"Auseinanderdriften"

Daten aus dem Vorjahr, die der Wohnbauforscher Wolfgang Amann (IIBW) im Auftrag des WKÖ-Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie erhob, zeigen, wie sich "der langjährige Trend, das Auseinanderdriften zwischen Wohnbauförderungen und Wohnungsproduktion", auch 2018 fortsetzte. So wurden im Vorjahr nicht einmal mehr 30 Prozent aller Einfamilienhäuser mit Wohnbauförderung errichtet. Nur noch in Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg mit jeweils etwas mehr als 35 Prozent spiele die Förderung in diesem Segment noch eine relevante Rolle. Im Burgenland liegt der sogenannte Förderdurchsatz bei nur noch zwölf Prozent, in Tirol und Salzburg bei knapp 20 Prozent.

In Summe gab es 2018 in Österreich 24.800 Förderzusicherungen, davon 19.400 im Geschoßwohnbau und 5300 für Eigenheime. Die Wohnbauförderausgaben der Länder lagen im Vorjahr bei 2,08 Milliarden Euro, um 18 Prozent unter dem zehnjährigen Schnitt. Gleich um ein Viertel unter diesem Schnitt lag die Sanierungsförderung (490 Mio. Euro).

Fachverbands-Geschäftsführer Andreas Pfeiler weist darauf hin, dass in den 1990er-Jahren noch etwa 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für wohnungspolitische Maßnahmen ausgegeben worden seien (Neubau, Sanierung, Wohnbeihilfen), mittlerweile liege dieser Wert aber bei weniger als 0,5 Prozent des BIP "und damit unter jenem von fast allen anderen westeuropäischen Ländern".

Höhepunkt des Booms ist vorüber

Insgesamt baubewilligt wurden 2018 rund 18.400 Eigenheime, laut Amann der höchste Wert seit den frühen 1980er-Jahren. Inklusive mehrgeschoßigen Wohnbaus sowie Zu- und Aufbauten gab es im Vorjahr knapp 70.000 Baubewilligungen. Das ist immer noch weit über dem langjährigen Schnitt, aber der Höhepunkt des Booms ist damit überschritten; die 81.000 Einheiten des Jahres 2017 bleiben vorläufiger Rekord. 28.000 davon waren damals Eigentumswohnungen, 2018 wurden "nur" noch etwas mehr als 18.000 Eigentumswohnungen bewilligt.

Auf dem Vormarsch sind Mietwohnungen, auch dort immer mehr im freifinanzierten Bereich, wo bekanntlich Marktmieten verlangt werden können. Mietwohnungen wurden im Vorjahr rund 19.000 baubewilligt, das war deutlich mehr als im langjährigen Durchschnitt.

In mehreren Bundesländern, vor allem in Wien und der Steiermark, übersteige der Neubau rein zahlenmäßig bereits den geschätzten Bedarf. Dieser liege für ganz Österreich bei jährlich 55.000 Wohneinheiten, so Pfeiler. (mapu, 2.10.2019)