Woran lag es, Herr Dornauer?

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Bleiben wir fair. Die Spontananalyse des Tiroler SPÖ-Landesparteichefs Georg Dornauer – "Der klassische FPÖ-Wähler wählt keine Frau mit Doppelnamen" – kann man theoretisch auf zwei Arten interpretieren. Die erste Lesart seines Kommentars am Rande der Sitzung von Parteigremien am Sonntag könnte sein: Es war eine nüchterne Einschätzung des Typus "klassischer FPÖ-Wähler", der ein Problem mit Frauen an Parteispitzen im Speziellen und mit Frauen im Allgemeinen hat. Erst recht, wenn sie Doppelnamen tragen. Sie wissen schon, diese – wenn auch nicht mehr ganz so neue – Mode, dass Frauen mit einer Heirat den Namen des Partners zum eigenen dazunehmen, anstatt ihren Geburtsnamen gänzlich durch seinen Familiennamen zu ersetzen.

Eine Lesart, die etwas für sich hat, schließlich haben oder hatten FPÖ-WählerInnen offenbar tatsächlich kein Problem damit, dass die Partei mit sehr wenigen Frauen auskommt – und das vorwiegend auf den hinteren Rängen. Nicht zu vergessen, dass die FPÖ bei jeder noch so kleinen Gleichstellungsmaßnahme aufgebracht "Genderwahn!" brüllt. Kurz: Diese Partei ist genderpolitisch noch nicht einmal im letzten Jahrhundert angekommen. Andererseits hatte man beispielsweise mit Susanne Riess kein Problem – und das, obwohl sie es 2002 sogar als "Riss-Passer" zur Vizekanzlerin gebracht hat.

Mit einem Mann hätte man keine Probleme

Die zweite Lesart von "Der klassische FPÖ-Wähler wählt keine Frau mit Doppelnamen" ist die: Die SPÖ schnitt derart schlecht ab, weil die SPÖ eine Frau, noch dazu eine mit einem Doppelnamen, als Spitzenkandidatin hatte. Oder zumindest von den bisher die FPÖ wählenden Personen gab es keine einzige Stimme, denn … Frauen mit Doppelnamen – damit kann man keinen Blumentopf gewinnen. Bei einem Mann hätte man das Problem, dass er eine Frau ist, nicht gehabt. Also was stimmt jetzt? Wie war das um Himmels Willen gemeint?

Nun, Dornauer selbst hat im Nachhinein versucht, das Rätsel über Sinn und Bedeutung mit diesem Tweet aufzulösen:

Und damit sind wir wieder im vorigen Jahrhundert, wo offenbar Dornauer mit der FPÖ festsitzt. Einen Doppelnamen im Jahr 2019 als fortschrittlich zu bezeichnen lässt keinen anderen Schluss zu. Und da sind auch noch ältere Versuche, Kritik an plumpem Sexismus mit ebenso plumpen Umdeutungsversuchen vom Tisch zu wischen. Als er über die abwesende grüne Landesrätin Gabriele Fischer sagte, er wolle sie sich "nicht in der Horizontalen vorstellen", meinte Dornauer, im Nachhinein belehrend nachlegen zu müssen: "Sexismus entsteht beim Empfänger." Was für ein Unsinn, der jegliche Glaubwürdigkeit von "Es war anders gemeint" wohl für längere Zeit zunichtemacht.

Trostloser als solche Aussagen ist nur noch die Tatsache, dass allein an diesem einen Satz von Dornauer vom vergangenen Sonntag so viele misogyne Player dranhängen, dass man die Wahl hat, bei wem man anfangen will. (Beate Hausbichler, 2.10.2019)