Johanna Kandl: "Interessant an dieser Art von Kopftüchern ist, dass es sie in vielen Ländern gibt."

Foto: Nathan Murrell

"Ich habe dieses Kopftuch in Litauen auf einem Markt gekauft. Den Stand und die Verkäuferin habe ich sogar gemalt. Interessant an dieser Art von Kopftüchern ist, dass es sie in vielen Ländern gibt, sie also eine sehr weite Verbreitung von der Slowakei bis nach Tunesien haben und dennoch sehr volkstümlich wirken.

Volkstümliche Ausdrucksweisen können also durchaus international auftauchen. Ich muss bei diesem Thema auch an die melonenartigen Hüte der Frauen in Bolivien denken. Gleichzeitig findet man die Melone auch auf den Köpfen nobler Herren in London.

In Mexiko habe ich Trachten gesehen, die an Kleider erinnern, wie sie in der Ukraine getragen werden. Mich fasziniert einfach diese Nichtzuordenbarkeit, dass jeder eine andere Form von Volkstümlichkeit, Exotik und Ferne in solchen Objekten sieht. Der eine verortet ein Ding in Usbekistan, der andere in Polen, der Dritte in Tunesien, obwohl das Objekt mehr oder wenig das gleiche ist." (Michael Hausenblas, RONDO, 14.10.2019)