Bereits mit 15 Jahren geschäftsmännisch tätig zu sein ist keine Selbstverständlichkeit. Dementsprechend sorgte Moritz Lechner als wortwörtlicher Jungunternehmer mit der Gründung des Start-ups Freebiebox Ende 2017 für viel Aufmerksamkeit. Mittlerweile konnte er auch prominente Investoren gewinnen, darunter auch Florian Gschwandtner, den Mitgründer von Runtastic.

Die Idee hinter dem Unternehmen ist, Pakete mit Werbeartikeln zu schnüren und zu verkaufen. Die Nutzer können dabei spezifische Interessen angeben, um Produkte zu bekommen, mit denen sie etwas anfangen. Dazu gibt es eine Reihe thematisch orientierter Lootboxen, etwa die Pets-Box mit Haustierbedarf. Die interessensbasierte Belieferung mit "hochwertigen und nützlichen" Werbeartikeln soll vermeiden, dass diese weggeworfen werden – und somit auch zum Umweltschutz beitragen. DER STANDARD hat das Angebot unter die Lupe genommen und eine Tech-Box bestellt.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Wie getestet wurde

Zum Testverfahren: Die Box wurde regulär bestellt, um eine Bevorteilung bei der Befüllung auszuschließen. Der Lieferumfang der Tech-Box wurde von Freebiebox per Crowdfunding finanziert. Bestellt und bezahlt wurde sie Anfang April, 29 Euro fielen an – unter Berücksichtigung einer Zehn-Euro-Gutschein-Aktion. Regulär kostet die Tech-Box 39 Euro. Die Lieferung erfolgte Ende September, rund drei Wochen nach Ende der Finanzierungskampagne. Während der Bestellung konnten spezifische Gruppen an Techprodukten (etwa Powerbanks, Kopfhörer) als Interesse angegeben werden.

Zur Bewertung des Kostenfaktors wurden vergleichbare Produkte im deutschsprachigen Handel über Geizhals und Amazon gesucht, um einen Schätzwert für den Preis im Einzelkauf zu erhalten. Bei einzelnen Geräten wurde außerdem ein Kurztest durchgeführt.

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Ein nachhaltiger Karton und sein Inhalt

Geliefert wurde die Box in einem von Climate Partner als klimaneutral gekennzeichneten und per FSC-Siegel als nachhaltig produzierten Karton. Versprochen werden fünf bis sieben Produkte je Box. Enthalten waren sechs Stück. Beigelegt waren weiters eine Auflistung des Inhalts sowie eine Dankesbotschaft für die Unterstützung.

Im Karton fanden sich: eine kabellose Maus, ein mobiler Handyakku, ein Klon der Handyhalterung Pop-Socket, ein Bluetooth-Lautsprecher, eine Kabelbox sowie ein Laufarmband für Smartphones. Was auf den ersten Blick auffällt, ist, dass lediglich der Pseudo-Popsocket tatsächlich ein Werbegeschenk ist, nämlich vom Essenslieferdienst Mjam. Alle anderen Produkte tragen entweder ein Freebiebox-Branding oder gar keine Markenkennzeichnung. Bei der Inspektion wurde auch klar, warum das so ist.

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Drahtlos-Maus

Schätzwert: 7 Euro

In flacher "Apple Magic Mouse"-Optik präsentiert sich die Freebiebox-Computermaus. Sie verfügt über zwei Tasten, ein klickbares Mausrad und einen DPI-Umschalter. Letzerer ist so schmal, dass bei der Betätigung ein gewisses Risiko besteht, auch eine der Maustasten zu erwischen. Es gibt drei Empfindlichkeitsmodi, mit welchen DPI-Einstellungen diese arbeiten, ist auf der kleinen Plastikbox, in der die Maus daherkommt, nicht angeführt. Kompatibel ist sie laut Aufschrift mit Windows und Mac OS und funkt im 2,4-GHz-Spektrum. Die Installation auf einem Windows-7-PC verlief reibungslos.

Der Tastendruck ist angenehm, das Mausrad hingegen erweist sich als ausgesprochen schwerfällig. In Sachen Verarbeitung hinterlässt die Maus einen schlechten Eindruck. Die Abdeckung des unterseitigen Fachs für zwei AAA-Batterien (nicht im Lieferumfang) und der USB-Receiver sind ab Werk leicht verbogen. Auf vernünftige Rutschpads muss man verzichten, die Maus gleitet mit einem leichten Kratzgeräusch auf vier kleinen Ausbuchtungen, die aus demselben billigen Kunststoff sind wie der Rest des Geräts. Das Steuern funktionierte auf einem normalen Bürotisch ohne Probleme.

In Summe ist die Maus wohl praktisch zum Mitnehmen mit dem eigenen Laptop, falls man sich bisher nur mit dem Touchpad beholfen hat. Dank ihres flachen Designs lässt sie sich leicht unterbringen. Als Dauerlösung, etwa im Büro, ist sie nicht zu empfehlen. Dafür fehlt es ihr an vernünftiger Ergonomie, Seitentasten und einem besseren Mausrad.

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Mjam-"Popsocket"

Schätzwert: 5 Euro

Der Popsocket von Mjam, der allerdings von einem No-Name-Hersteller und nicht der gleichnamigen Firma stammt, erwies sich als am schwierigsten einzuschätzen, was den Kostenfaktor betrifft. Das Original gibt es im Handel ab rund acht Euro zu haben. Nachbauprodukte waren online nicht im Angebot zu finden. Selbst Amazon dürfte sämtliche Popsocket-Nachbauten ausgelistet haben, weswegen obiger Wert nur als grobe Schätzung zu verstehen ist.

Verarbeitungstechnisch wirkt der Smartphonegriff nicht allzu hochwertig. Er klebt aber gut am Telefon und erfüllt seinen Zweck. Abzuwarten bleibt freilich, wie lange die Klebefläche, die schon im Lieferzustand am Rand etwas beschädigt war, dem Ein- und Ausfalten des "Sockels" auf Dauer widersteht.

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Laufarmband

Schätzwert: 5 Euro

Aus der Abteilung Massenware kommt auch das aus Kunstleder und Neopren bestehende Laufarmband. Die Materialien an sich wirken solide, die Nähte sind allerdings nicht sehr gleichmäßig angebracht. Die Klettverschluss-Flächen sind allesamt schon fast kurios schief angenäht. Die integrierte Tasche dürfte außerdem für größere aktuelle Smartphones zu eng sein. Das Meizu 16 (sechs Zoll und dünne Ränder) geht sich mitsamt einer dünnen Hülle gerade noch aus.

Positiv fällt ein kleines Extrafach auf, in dem etwa ein Schlüssel transportiert werden kann. Das negative Highlight ist allerdings ein großes Freebiebox-Branding direkt auf der transparenten Abdeckung der Handytasche, die eigentlich als Fenster auf den Bildschirm gedacht ist.

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"Kabelbox"

Schätzwert: 4 Euro

Was zuerst aussieht wie eine nützliche kleine Sammlung aus drei Ladekabeln – Lightning, Micro-USB und USB-C –, ist ein in eine kleine Kunststoffbox gewickeltes Multi-USB-Kabel, das die angeführten Anschlüsse mit einem USB-A-Stecker paart.

Dieses ist immer noch praktisch und wirkt (im Gegensatz zu seiner Verpackung) qualitativ okay, ist allerdings nicht für Datentransfer zu gebrauchen. Erkennbar ist das auch daran, dass das Lightning-Ende nur auf einer Seite Pins besitzt – und selbst dort nur fünf von eigentlich acht. Diese merkwürdige Bestückung hat zur Folge, dass man es auch nur in einer bestimmten Ausrichtung einstecken kann, wenn man ein Apple-Handy oder -Tablet damit aufladen möchte. In der anderen Ausrichtung wird, mangels Kontakts zu irgendwelchen Pins, schlicht kein Kabel erkannt.

Im Test ließ sich ein iPhone SE ohne Warnung oder Widerspruch durch iOS damit aufladen. Auch das Laden via Micro-USB und USB-C klappte bei zwei Android-Handys.

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Bluetooth-Lautsprecher

Schätzwert: 9 Euro

Vielversprechend wirkt der kleine Lautsprecher im Lieferumfang der Freebiebox. Wenngleich die Verarbeitung zu wünschen übrig lässt – von der Kante des unteren Gehäuseteils hingen mehrere Fäden –, bietet er doch einigen Funktionsreichtum. Musik lässt sich nicht nur per Bluetooth, sondern auch über ein Mini-USB-zu-Klinke-Kabel, einen USB-Stick oder von einer Micro-SD-Speicherkarte abspielen. Auch FM-Radioempfang gibt es, auch wenn diese Funktion eher obsolet ist. Als Bonus kann er außerdem im Takt der Musik bunt leuchten und hat einen 3,5-mm-Ausgang, über den er quasi wie ein MP3-Player genutzt werden kann.

Das Testerlebnis lässt sich allerdings unter dem Begriff "bedenklich" summieren. Ein Handy reagierte beim Anschluss des eben genannten Kabels prompt mit einem Einfrieren des Systems mit folgendem Neustart, da es offenbar zu elektrischen Ungereimtheiten kam. Um potenziellen Schaden abzuwenden, wurde auf einen Check der anderen Kabelanschlüsse verzichtet und der Lautsprecher, der sich schlicht als "6086" identifiziert, via Bluetooth 4.2 gefüttert.

Während die "Lightshow" der integrierten LEDs zwar einigermaßen nett anzusehen war, entpuppte sich das Gerät akustisch als wahrer "Brüllzylinder". Die Qualität des durch die Billigtechnik dieses Geräts gequälten Sounds ist wohl auch zu erzielen, wenn man sein Handy in eine verbeulte Cola-Dose stellt. Womit es zusammengefasst maximal als Partylampe mit Farbwechsel taugt.

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Powerbank

Schätzwert: 5 Euro

Mobile Akkus sind tatsächlich ein öfter gesehenes Werbegeschenk. In diesem Fall wieder mit Freebiebox-Branding. Es kommt mit einem soliden Alugehäuse mitsamt einem kurzen Micro-USB-Kabel. Über einen entsprechenden Anschluss wird es aufgeladen, Strom spendet es über eine klassische USB-A-Buchse.

Die Spezifikationen sind unspektakulär, aber typisch für günstige Powerbanks. Die Nennkapazität wird mit 2.200 mAh angegeben. Er arbeitet mit der üblichen Spannung von fünf Volt. Geladen wird er mit einer maximalen Stromstärke von 0,5 Ampere, nach völliger Entladung ist also mit einer Aufladedauer von fünf bis sechs Stunden zu rechnen. Strom abgegeben wird mit maximal 1,0 Ampere, womit die Ladeleistung freilich weit entfernt ist von gängigen Schnellladestandards. Die Kapazität wiederum reicht aus, um bei aktuelleren Smartphones unter Berücksichtigung eines gewissen Transferverlusts den Akku zu etwa 50 bis 70 Prozent wiederzubefüllen.

Im Test klappte beides wie vorgesehen. Eine blinkende LED informiert in zwei Farben darüber, ob gerade geladen oder entladen wird beziehungsweise ob die Powerbank voll ist.

Fazit

Gesamtschätzwert: 35 Euro

Mit 29 Euro liegt der Kaufpreis für die gelieferten Überraschungsartikel nicht weit unter dem geschätzten Einkaufspreis im regulären Handel. Dass eine billige Drahtlosmaus und eine simple Powerbank die "Highlights" der Sammlung bilden, stellt der Tech-Freebiebox kein gutes Zeugnis aus. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass diese ohne Gutschein eigentlich bis zu zehn Euro mehr kostet. Selbst wer ein Halbjahresabo für 195 Euro bestellt, zahlt immer noch 32,50 Euro für die monatliche Lootbox.

Das Versprechen, nützliche Produkte zu liefern, mag man mit einem zugedrückten Auge und Nichtbeachtung des elektrisch hoch fragwürdigen Bluetooth-Lautprechers gerade noch so gelten lassen. Von der versprochenen Hochwertigkeit war allerdings nichts zu merken. Im Gegenteil, die meisten Produkte fallen eher unter den österreichischen Sammelbegriff "Glump".

Es handelt sich um Ware, die sich größtenteils auf dem qualitativen Niveau vieler Kirtags-Verkaufsstände oder zwielichtiger Handelsplattformen wie wish.com bewegt. Dort erspart man sich aber immerhin das Warten auf den Abschluss monatelanger Crowdfundingkampagnen.

Während man auf der Website des Unternehmens mit offenbar erfundenen Stockphoto-Testimonials wirbt (hier ist beispielsweise "Attila aus Korneuburg"), fallen die Rezensionen auf Google ausgesprochen durchwachsen aus. Die Durchschnittsbewertung liegt aktuell bei 2,7 von 5 Sternen. Positive Rezensionen betonen die Berücksichtigung der Interessen und Freude über verschiedene Artikel. Negative Rezensionen bemängeln vorwiegend die lange Lieferzeit sowie die mangelhafte Qualität des Inhalts.

Reaktion

Freebiebox-Gründer Moritz Lechner hat auf die Rezension reagiert. Gegenüber dem STANDARD erklärt er, dass man die Themenboxen als Experiment gestartet, sich aber mittlerweile dazu entschieden hat, diese nicht mehr anzubieten. Grund ist, dass es sich als problematisch erwiesen habe, Boxen mit tauglichen Produkten nur aus bestimmten Bereichen zu füllen – was auch der Grund dafür sei, dass man bei der Tech Box viele der Gadgets selber zugekauft hat.

Mittlerweile habe man nur noch die "klassische" Freebiebox im Programm, die Werbegeschenke basierend auf Alter, Geschlecht und angegebenen Interessen beinhaltet. Für diese sei das Kundenfeedback erheblich besser, als bei den Themenboxen. (Georg Pichler, 6.10.2019)

Update, 12:00 Uhr: Reaktion von Moritz Lechner hinzugefügt.