Der Wirtschaftskämmerer Marco Tittler (42) und Landtagsvizepräsidentin Martina Rüscher (47) sollen in die Vorarlberger Landesregierung nachrücken. Die beiden wurden am Mittwoch vom Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (Bildmitte) vorgestellt.

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Bregenz – Der Wirtschaftskämmerer Marco Tittler (42) und Landtagsvizepräsidentin Martina Rüscher (47) sollen in die Vorarlberger Landesregierung nachrücken. Die Landtagswahl am 13. Oktober scheint für die ÖVP "a gmahte Wiesn" zu sein, ätzt SPÖ-Chef Martin Staudinger. "Demut vor dem Wähler sieht anders aus", sagt Staudinger und vermutet, "dass die ÖVP schon mit der absoluten Mehrheit rechnet".

Die Bekanntgabe vor der Wahl zeige das Politikverständnis der Volkspartei, kritisiert Neos-Landessprecherin Sabine Scheffknecht. Zudem seien die beiden Personen keine echte Erneuerung. Landeshauptmann Markus Wallner versteht die Kritik nicht. Zu sagen, wer neu in die Regierung kommt, ist für ihn "im Sinne der Transparenz". Seine Sichtweise: "Es ist richtig und ehrlich, den Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern vor der Wahl zu sagen, wer meine Wunschkandidaten für eine Regierungsbildung nach der Wahl sind."

Pragmatikerin und Hardliner

Rüscher, seit fünf Jahren Gesundheitssprecherin der VP im Landtag, soll auf den Mediziner Christian Bernhard folgen, der aus der Landesregierung wieder zurück in die Landesverwaltung geht. Rüscher, Inhaberin einer Kommunikationsagentur im Bregenzerwald, gilt als pragmatisch und kooperativ. Ihre Ziele: mehr Prävention, beste Unterstützung für pflegende Angehörige, gute Arbeits- und Ausbildungsbedingungen für Fachkräfte. Zudem sollen die Bedingungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen verbessert werden, Vorarlberg soll eine "inklusive Region" werden.

Im Gegensatz zu Politikprofi Rüscher kann Tittler noch keine konkreten Ziele anführen. Er blieb bei seiner Vorstellung allgemein, will "den erfolgreichen Weg der Vorarlberger Wirtschaftspolitik weitergehen". Tittler ist stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg, zeichnet für Wirtschafts- und Technologiepolitik verantwortlich. Der Dornbirner arbeitet seit 2005 in der Kammer.

Skeptisch sehen die Grünen den künftigen Landesrat. Johannes Rauch: "Es wird sich weisen, ob er den Schritt vom beinharten Interessenvertreter und Wirtschaftskämmerer zum Landesrat und hin zur notwendigen Fähigkeit zum Kompromiss und zum Ausgleich schafft."

Ob Tittler und Rüscher außer Wirtschaft und Gesundheit auch die anderen Bereiche ihrer Vorgänger, beispielsweise Wohnbau, Raumplanung, Verkehr und Kultur, bekommen, hänge von der künftigen Regierungskoalition ab, sagt Wallner. Konkrete Ressortbildungen und "Abrundungen" wolle er erst nach der Wahl entscheiden. (Jutta Berger, 2.10.2019)