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Schmidts kurzfristige Absage sorgte für Empörung.

Foto: AP

Dafür, dass Eike Schmidt über Elfenbeinskulpturen promovierte und beruflich mit feinsten Kunstwerken wie Gemälden alter Meister zu tun hat, war sein Gebaren bezüglich seines Wechsels ans KHM überraschend plump. Man kann wohl von einem Schrecken sprechen, der mit der Absage an Wien nun ein Ende gefunden hat: Schmidt bleibt in den Uffizien, die er seit 2015 als erster Ausländer leitet.

Ein Posten, der den 1968 in Freiburg im Breisgau geborenen Kunsthistoriker, der als Kind gotische Skulpturen abzeichnete, nach Stationen an Museen in den USA und bei Sotheby’s in London zurück an eine frühe Stätte seiner Karriere führte: Nach dem Studium in Heidelberg hatte Schmidt am Deutschen Kunsthistorischen Institut in Florenz bis 2001 die Geschichte der Uffizien erforscht. Dabei lernte er auch seine spätere Frau kennen. Persönliche Informationen über ihn sind sonst allerdings rar.

Vorzeitig alles erledigt

Schmidt war noch keine zwei Jahre Direktor der Uffizien, als er sich 2017 um den Posten in Wien bewarb. Er habe bereits mehr erreicht, als er sich für die gesamte Periode von vier Jahren vorgenommen habe, begründete er seine Pläne für den politisch motivierten Wechsel vollmundig.

Tatsächlich setzte er in dem angestaubten Museumstanker gegen Proteste des dortigen Teams viel durch: Erst einmal rief er den Kammerjäger gegen Zecken in den Ausstellungsräumen, dann bekamen die Uffizien erstmals eine Internetadresse, Fotos mit prominenten Gästen wie jüngst Nicole Kidman lässt Schmidt inzwischen auf Twitter posten und auf Instagram täglich ein Kunstwerk.

Zudem führte er Jahreskarten und Ermäßigungen, etwa für Randzeiten, ein und analysierte Besucherströme. Kritik daran, dass er das Modelabel Gucci als Sponsor an Land zog, konterte Schmidt, nirgends im ganzen Museum sei das Logo des Konzerns zu sehen. Er öffnete das Haus aber auch für Gegenwartskunst – privat hat er vor allem Zeitgenossen an den Wänden.

Österreichische Schludrigkeit

Die Besucherzahlen in der einstigen Privatsammlung der Medici kletterten in Folge erstmals auf über zwei Millionen jährlich. Dafür arbeite er 80 Stunden die Woche, so Schmidt. Ob er mit diesem Arbeitsfleiß den in der Szene nun angeknacksten Ruf kitten kann, wird die Zeit zeigen. Eine Spur hat er in Wien auch ohne echten Amtsantritt bereits hinterlassen: Eine von ihm angestoßene Beethoven-Ausstellung findet 2020 statt, obwohl sich viele fragen, warum ausgerechnet im KHM.

Das Museum solle zum "Synonym für die Geschichte unseres Landes" werden, erklärte Ex-Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ), als er Schmidt 2017 berief. Das heimische Image der Schludrigkeit wäre also erfüllt.

Am Donnerstagabend soll Eike Schmidt bei der Tagung des Verbands österreichischer Kunsthistoriker in Wien einen Vortrag über das "Museum als liminalen Ort" halten. Der Begriff meint einen Zwischenzustand und hat nun unerwartete Aktualität. Ob der Termin hält? Zum VöKK sagt Schmidt bisher: Ja! (wurm, 2.10.2019)