Lebt abseits der Zivilisation: der Flüchtlingshelfer Hans Breuer.

Foto: Polyfilm

Ein gerade erst geborenes Lamm steht abseits der Herde, mit Schafrufen bringt es der Wanderhirte Hans Breuer zurück zur Gruppe. Nachts fährt er mit seinem Auto an die ungarische Grenze, um geschwächten Flüchtlingsfamilien den Übertritt nach Österreich zu erleichtern, dabei singt er für die Kinder ein jiddisches Schlaflied.

Entdeckung auf YouTube

2015 entdeckt Regisseurin Ronit Kerstner ein Youtube-Video über Breuers singende Flüchtlingsarbeit und beschließt, ihn zu begleiten. Der Dokumentarfilm Refugee Lullaby zeichnet ein Porträt eines Mannes, der mit seinem Außenseitertum als Liedermacher und durch Flüchtlingshilfe auch seine eigene Vergangenheit aufarbeitet.

Hans Breuer ist alles andere als ein Herdentier. In alten Zirkuswägen lebt er mit seiner Lebensgefährtin und zwei Kleinkindern abseits der Zivilisation. Die Kamera (Shalom Rufeisen, Jerzy Palacz) ist dabei meist dicht an ihm dran, lediglich in den Flüchtlingslagern wird manchmal Distanz gewahrt.

Geflüchtetenhilfe in der Familie

Für seine Nichte Verena Krausneker zieht es Breuer ab und zu zurück in die Stadt Wien. Beide, scheint es, nutzen das Engagement in der Flüchtlingsarbeit auch als Therapie: Krausnekers Mutter, Breuers Halbschwester, wurde nie richtig in die Familie aufgenommen. Als Mitbegründerin des Wiener Vereins Shalom Alaikum kümmert sie sich um die Eingliederung muslimischer Flüchtlinge. Breuers Vater selbst floh während des Nationalsozialismus, seine Mutter war kommunistische Widerstandskämpferin.

Auch die filmische Aufarbeitung liegt in der Familie: Rosl Grossmann-Breuer ist eine von insgesamt vier Frauen, die 1984 in Küchengespräche mit Rebellinnen über ihren Widerstand sprachen. Ein Geständnis, das den Sohn stark prägte. (Katharina Stöger, 2.10.19)