Aus Drive Now von BMW und Car2go von Daimler wurde Share Now. Die Flottenharmonisierung ist noch in Gang.

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Wien – Share Now, der fusionierte Carsharing-Dienst aus Car2go und Drive Now, will den Elektroanteil seiner aus 1.500 Mini-, BMW-, Smart- und Mercedes-Modellen bestehenden Flotte in Wien bis Jahresende von 20 Stück mindestens verfünffachen, kündigt Share-Now-Chef Olivier Reppert im Gespräch mit dem STANDARD an. Weltweit soll der E-Anteil für die rund vier Millionen Kunden von 20 auf 25 Prozent steigen.

Bei einer Onlinebefragung unter 820 registrierten Kunden in Wien hätten 80 Prozent Interesse an der Nutzung von E-Autos signalisiert – sofern der Weg zum nächsten Mietwagen nicht länger ist als zu einem Wagen mit Verbrennungsmotor. Im Schnitt betrage der Laufweg zu einem Pkw 300 bis 400 Meter.

Freiminuten für die E-Tankstelle

Entscheidend ist freilich, dass die Elektrofahrzeuge nach Gebrauch zu einer Ladestation zurückgebracht werden, sonst hat der nächste Kunde ein Reichweitenproblem. Deshalb honoriert Share Now den Weg zur Ladestation mit 20 Freiminuten. Die Resonanz beschreibt Reppert als positiv, zahlreiche Kunden kämen so erstmals mit Elektroautos in Berührung, und Share Now werde zum Treiber der Elektromobilität. "Mit drei Prozent Anteil an Pkw-Neuzulassungen braucht sich niemand zu schmücken", sagt Reppert.

Als Turbo für den E-Ausbau dürfte im Hintergrund wohl auch Konkurrent We Share wirken. Denn der im Juni in Berlin gestartete Carsharing-Dienst von Volkswagen ist rein elektrisch betrieben.

Öffentliche Ladeinfrastruktur

Freilich hat der Marktführer Forderungen an die Stadtverwaltung: "Frei zugängliche Ladeinfrastruktur muss von der Stadt zur Verfügung gestellt werden", sagt Reppert, "für jeden und ohne zusätzliche Kosten." Daten zu Hotspots wie U-Bahn-Stationen, an denen besonders viele Nutzer und somit Bedarf an E-Tankstellen besteht, würde Share Now zur Verfügung stellen. Da alles digital gesteuert wird, weiß Share Now zu jeder Zeit, wo welches Auto unterwegs ist – inklusive Bewegungsprofil des Nutzers.

Genau das kritisieren Datenschützer. Das sei unvermeidbar, hält Reppert dagegen, anders seien Bedarf und Fuhrparkmanagement nicht zu steuern. Welche Relevanz ein Stadtviertel hat, zeige der Fahrzeugumschlag. "Wo Autos herumstehen, fahren wir das Angebot auch mal wieder herunter." Anderseits könne das Angebot für Events oder Festivals kurzfristig hochgefahren werden, auch außerhalb der Stadtzentren.

Auch mieten ist Emotion

Wer meint, Mietdrivern wäre es egal, ob ein Mini oder ein Smart zur Spontanmiete verfügbar ist, irrt übrigens. Es gebe sehr wohl eine emotionale Bindung zum fahrenden Untersatz. Während in Rom oder Madrid primär die Kleinheit des Wagens entscheide, seien die Ansprüche an Fahrzeugtypen in Wien divers. (Luise Ungerboeck, 3.10.2019)