Die Wiener Polizei ermittelte gegen eine 20-köpfige Personengruppe bis zuletzt unter der Bezeichnung "Operation Roma".

Foto: APA / LUKAS HUTER

Wien – Die Wiener Polizei hat im April 2018 eine Bande zerschlagen, die tonnenweise Marihuana in Verkehr gesetzt haben soll. Offenbar unter Anspielung auf die ethnische Herkunft sämtlicher Verdächtiger wurde gegen die rund 20-köpfige Personengruppe bis zuletzt unter der Bezeichnung "Operation Roma" ermittelt. Kritik daran kommt nun von SOS Mitmensch und der Antidiskriminierungsstelle Zara.

Die polizeiliche Fallbezeichnung wurden von zahlreichen Medien in Berichten über den Kriminalfall übernommen. Ungeachtet erster kritischer Stimmen, die zu bedenken gaben, dass mit der Fallbezeichnung eine bestimmte Volksgruppe mit kriminellem Verhalten gleichgesetzt wird, informierte die Polizei die Staatsanwaltschaft weiterhin unter dem Betreff "Operation Roma" über den Fortgang der Ermittlungen. Das belegen Polizei- und damit einhergehende Medienberichte. Mittlerweile liegt in dieser Causa eine Anklageschrift vor, die Verhandlung am Wiener Landesgericht dürfte erst 2020 stattfinden.

Forderung nach professionellem Sprachgebrauch

Für Alexander Pollak, den Sprecher von SOS Mitmensch, ist die Fallbezeichnung "inakzeptabel". Er erklärte: "Es hat zwar geheißen, die Bezeichnung würde auf ein Kaffeehaus in Wien-Favoriten Bezug nehmen. Für einen Außenstehenden ist das aber nicht ersichtlich. Es handelt sich um eine deplatzierte Bezeichnung, die dazu führen kann, dass eine gesamte ethnische Gruppe als kriminell abgestempelt wird." Pollak fordert daher "einen professionellen Sprachgebrauch von Polizei- und Justizbehörden".

Aus Sicht der Antidiskriminierungsstelle Zara können unbedacht gewählte Bezeichnungen für polizeiliche Amtshandlungen dazu führen, "dass Vorurteile und Feindbilder geschürt werden, und zwar innerhalb und außerhalb der Polizei, wenn das medial aufgegriffen wird". Die Wiener Polizei beweise mit ihrem Twitter-Account, dass es bei der Exekutive durchaus kreatives Potenzial gibt, dass ohne sprachliche Diskriminierung auskommt, betonte Zara.

Vorurteile nehmen zu

Die Vorurteile gegenüber Roma und Sinti hätten sich zuletzt verschärft. An dieser Entwicklung dürften die Medien einen nicht unbeträchtlichen Anteil haben, wie eine Untersuchung der Berliner Dokumentationsstelle Antiziganismus (DOSTA) für die Jahre 2014 bis 2018 ergeben hat. "In Bezug auf Menschen mit selbst- oder fremdzugeschriebenem Roma-Hintergrund ist vor allem der Nachrichtenfaktor 'Negativität' dominant, was dazu führt, dass besonders über Normverletzungen und deviantes Verhalten berichtet wird", heißt es in der Arbeit. Gerade beim Thema Kriminalität komme es "zu einer extremen Nennhäufigkeit des Begriffs 'Roma', die im Verhältnis zum realen Bevölkerungsanteil als eine Überrepräsentation anzusehen ist". Die Verknüpfung von "Roma" mit Armut und Kriminalität ziehe sich "wie ein roter Faden" durch den Untersuchungszeitraum. (APA, 4.10.2019)