Wie hat sich das Spesengebaren von H.-C. und Philippa Strache auf die Wahlergebnisse ausgewirkt?

Foto: Matthias Cremer

Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus, Politiker aber von einem sehr, sehr weit entfernten Exoplaneten. An ihrer weltfremden Sprache sollt ihr sie erkennen – sie wirkt so absonderlich, als käme sie schnurstracks aus einer anderen Galaxis.

Ein Gedankenspiel. Wenn das Ehepaar XY über seine Lebensmitteleinkäufe so miteinander spräche wie Politiker über ihre Koalitionsoptionen sprechen, klänge das so: "Schatz, gehst du zum Bäcker, Fleischhauer oder zum Gemüsehändler?" "Das kann ich dir nicht sagen. Aber reden werde ich sicher mit jedem von ihnen." Beckett und Ionesco, schaut herunter. Der politische Diskurs leidet an einer Floskelitis, die die Erörterung jeder Sachfrage im Keim erstickt.

Wie hat sich das Spesengebaren von H.-C. und Philippa Strache auf die Wahlergebnisse ausgewirkt? Laut Einschätzung etlicher FPÖ-Politiker in den vergangenen Tagen war es "nicht hilfreich". Stimmt. Spesenskandale sind nie hilfreich.

"Noch einmal."

Warum muss man es dann aber überhaupt sagen? Schließlich fühlt man sich ja auch nicht veranlasst, anderen Leuten zu erklären, dass eine Beinamputation für einen Langstreckenlauf nicht hilfreich ist. Und wenn man es trotzdem tut, gibt man seinem Gesprächspartner zu verstehen, dass man ihn für einen Kretin hält. Anspruchsvolle Staatsbürger lechzen nach Höflichkeit und originellerer Ausdrucksweise.

"Noch einmal." Mit dieser Wörterkombi leiten Politiker derzeit gern ihre Antworten auf Journalistenfragen ein – auch dann, wenn sie das, was sie angeblich "noch einmal" sagen wollen, zuvor noch gar nicht gesagt haben. Ist ihnen aber auch wurscht, weil es ihnen in erster Linie darum geht, den Gesprächspartner als ein latent terisches oder begriffsstutziges Nudlaug zu desavouieren.

Last, but not least eine Bemerkung zum Sprachgebrauch des Bimaz. Vor den Wahlen ließ er wissen, dass alle FPÖ-Gegner mit einem "Schlag aufs Hosentürl" zu rechnen hätten. Der Bimaz als Beutelschreck.

Was Kickl bezweckt, liegt auf der Hand: Volksnah und modern will er sein, der alte Nullcharismatiker. Leider vergisst er, dass der Satz "Ich schlag dir aufs Hosentürl" zum letzten Mal 1921 oder 1922 aus einem original österreichischen Volksmund erklungen ist. Er wirkt so authentisch wie ein Witz von Harry Prünster. Nice try, lieber Bimaz, aber so wird nichts aus dem Innenminister. (Christoph Winder, 5.10.2019)