Im September im Duden Verlag erschienen, Helen Stelthoves (unvollständiges) Lexikon deutsche WLAN-Namen.

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WLAN-Namen offenbaren oft tiefe Einblicke über ihren Ersteller.

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Manche Menschen belassen die voreingestellte Bezeichnung ihrer WLAN-Router. Andere versuchen einen besonders fantasievollen Namen zu finden. Manchmal sind es auch versteckte Botschaften an die Nachbarn oder politische Protestbekundungen. Was hinter den WLAN-Namen steckt, ist jedenfalls so spannend, dass die Autorin Helen Stelthove dem Thema ein ganzes Buch gewidmet hat.

13 Städte abgeklappert

Für "Pretty Fly For A Wifi: Das unvollständige Lexikon der WLAN-Namen in Deutschland" hat die Kommunikationsdesignerin 2.400 WLAN-Namen in 13 deutschen Städten gesammelt. Über 400 findet man nun in ihrem knapp 500 Seiten umfassenden Werk, das Mitte September im Duden-Verlag erschienen ist.

WLAN-Namen sind laut der Autorin digitale Aushängeschilder, die mehr über ihre Nutzer verraten können, als diese vielleicht ahnen. Die Lieblingsserie, die politische Einstellung oder auch der Gemütszustand bei der Vergabe des Namens. Dann findet man beispielsweise Namen wie "Game of Phones", "Atomkraft? Nein Danke" oder "Endlich Urlaub".

"Arschkartoffel Seehofer"

Die alphabetischen Einträge und Erklärungen schwanken zwischen tatsächlichen Begriffserklärungen und humorvollen Betrachtungen. Zum Eintrag "Adam&Eva" heißt es etwa: "Gelangweiltes Pärchen, dessen Mietvertrag wegen groben Fehlverhaltens fristlos durch den Vermieter gekündigt wurde." Beim offensichtlich politisch motivierten und wenig schmeichelhaften Namen "Arschkartoffel Seehofer" gibt es eine Kürzestbiografie zum deutschen Politiker Horst Seehofer.

Etwas Statistik gibt es obendrauf. So sind die meistgenannten Serien in WLAN-Namen "Game of Thrones", "Die Simpsons" und "Spongebob". Bei Filmen führen "Star Wars", "Harry Potter" und Anspielungen auf das Marvel/DV-Universum. WLAN-Namen sind eben auch in gewisser Weise ein Abbild der Gegenwart und geben "einen tiefen Einblick in die Abgründe unserer Gegenwartskultur", wie Moritz Baßler, Professor für Neuere Deutsche Literatur und Kulturpoetik an der Universität Münster, in einem Essay zum Lexikon schreibt. Bei Namen wie Helmradler, Sitzpinkler oder In-Fahrtrichtung-Sitzer ortet er etwa "Verhaltensweisen, die vage auf unser bürgerliches Sicherheitsbedürfnis verweisen, eine leicht unwürdige Form von Selbstdomestizierung."

Das nächste Mal sollte man sich bei der Einrichtung des WLANs also eventuell noch mehr Gedanken zur Namensvergabe machen. Denn man könnte damit in einem Buch landen. (br, 4.10.2019)