Die Krise von Thomas Cook hat Easyjet schon vor der Pleite genützt: Seit dem vergangenen Jahr bietet man auch Pauschalreisen an.

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London – Die Thomas Cook Austria wird nun auch alle Reisen ab dem 1. November nicht mehr durchführen – das hat der Versicherungsabwickler Allianz Partners (AWP P&C S.A.) am Freitag mitgeteilt und sich dabei auf Angaben des Masseverwalters Günther Hödl berufen. Bisher waren erst Reisen bis Ende Oktober endgültig abgesagt.

Alle bereits getätigten Anzahlungen von Kunden, die noch bei den Reisebüros verblieben und noch nicht an Thomas Cook Austria weitergeleitet worden sind, hat der Masseverwalter freigegeben. Das betrifft alle Anzahlungen für Reisen ab 5. Oktober 2019. Alle betroffenen Pauschalreisenden könnten von ihren Reisebüros ihr Geld zurückverlangen oder neue Reisen buchen, heißt es in der Mitteilung.

Ansprüche per Mail

Für die abgesagten Reisen bis zum 4. Oktober müssen sich die betroffenen Reisekunden mit ihren Ansprüchen via E-Mail an Allianz Partners wenden. Das gilt auch für Kunden, die ihre Pauschalreise direkt telefonisch oder im Internet bei Thomas Cook Austria gebucht haben.

Von ursprünglich rund 4.500 betroffenen österreichischen Urlaubern sind nach Angaben der Wirtschaftskammer nur mehr rund 700 in den Reisegebieten und auch diese sollen in den nächsten Tagen zurückkommen.

Insolvenzabgesichert

Finanzielle Schäden für Kunden, die eine Pauschalreise gebucht haben, werde es dank der verpflichtenden Insolvenzabsicherung für Veranstalter nicht geben, erklärte der Obmann des Fachverbands der Reisebüros in der WKO, Gregor Kadanka, am Freitag. "Die Thomas Cook Austria AG ist mit über 20 Millionen Euro insolvenzabgesichert. Abgesehen von den entstandenen Unannehmlichkeiten werden Pauschalreisende, die bei der österreichischen Tochter gebucht haben, somit wohl keine finanziellen Verluste hinnehmen müssen."

Interesse an Thomas Cook

Der britische Billigflieger Easyjet hat womöglich Interesse an Teilen der insolventen Gruppe. Die deutsche Thomas-Cook-Airline Condor ist davon aber ausgenommen, sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren der "Welt": "Natürlich werden wir uns, wie alle Fluggesellschaften und Reiseunternehmen, anschauen, was aus dem Thomas-Cook-Netzwerk für uns von Interesse sein könnte."

Die schon länger schwelende Krise von Thomas Cook habe Easyjet bereits vor der Pleite genützt, erzählte Lundgren. Mit Easyjet-Hotels bietet die Fluggesellschaft seit dem vergangenen Jahr auch Pauschalreisen an. "Wir haben bereits im Sommer davon profitiert, dass es Hotels gab, die mit uns zusammenarbeiten wollten, weil sie nicht sicher waren, wie die Zukunft mit Thomas Cook aussieht."

Tourismusbetriebe leiden unter Ausfällen

Weltweit ächzen touristische Betriebe unter den Folgen der Thomas-Cook-Pleite. Der griechische Hotelverband rechnet mit unbezahlten Rechnungen von 200 Millionen Euro, ähnlich beziffern die spanischen Touristiker den Schaden. Auch die türkischen Hotels berichten von einer "schweren Krise" durch die Pleite. Dort schließen manche Unterkünfte wegen der Krise früher.

Besonders empfindlich trifft die Pleite den westafrikanischen Staat Gambia. Für die Wirtschaft des armen Staates ist die Nachricht von der Pleite eine einzige Katastrophe: Der Tourismus macht immerhin rund 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.

Condor füllt dennoch Flügzeuge

Der deutsche Ferienflieger Condor hat den Buchungsstopp seines insolventen Mutterkonzerns nach eigenen Angaben gut verkraftet. "Thomas Cook war zwar unser größter Einzelkunde, stand aber nur für weniger als 20 Prozent unserer Plätze", sagte Condor-Vertriebschef Paul Schwaiger. Es gebe sehr gute Anzeichen dafür, dass Condor die entstandene Lücke der Thomas-Cook-Reiseveranstalter schließen könne. "Die anderen Veranstalter haben zusätzliche Plätze gebucht." Der Flugbetrieb der Condor sei in den vergangenen Tagen sehr stabil und zuverlässig gelaufen. Man habe keinen einzigen Flug streichen müssen. (APA, dpa, red, 4.10.2019)