Jasmin Soravia, COO Projektentwicklung bei Soravia
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"Klimasteuer schafft Umweltpolitik am freien Markt "

Oft werde zu kurzfristig gedacht, sagt Jasmin Soravia, COO Projektentwicklung bei Soravia. "Aber mit der Zeit werden Investoren umdenken müssen, weil das Thema Klimaschutz immer wichtiger wird."

Eine Klimasteuer fände Soravia prinzipiell gut, denn nur so könne am freien Markt eine zielgerichtete Umweltpolitik umgesetzt werden, "und damit entstehen für Generationen gesunde und umweltbewusste Gebäude – für Bauträger gebe es dann auch keinen Wettbewerbsnachteil."

Sinnvolle Maßnahmen wären laut Soravia ein Verbot von klimaschädlichen Dämmstoffen oder die Umsetzung alternativer Energiesysteme, "etwa die verpflichtende Errichtung von Photovoltaikanlagen". So genannte "Glaspaläste" sollten nur dann noch zulässig sein, wenn durch alternative Energiesysteme der Bedarf gedeckt werden kann, so die COO.

Ihre Idealvorstellung: Zukünftige Immobilien werden mit einem ökologischen, nachhaltigen und ökonomischen Gesamtansatz projektiert. Bei Soravia gibt es eine eigene Gesellschaft, die Gebäude konzipiert, die auf das Thema Klimaschutz und CO2-Ausstoß eingehen.

Andreas Quint, Vorstandschef der CA Immo AG
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"CO2-Bepreisung werden letztlich die Mieter tragen"

Klimaschutz sei schon jetzt ein großes Thema in der Immobilienbranche, sagt Andreas Quint, Vorstandschef der CA Immo AG. "Vor allem die Themen CO2-Emissionen und Energieeffizienz sind wichtige Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit der Immobilien." Professionelle institutionelle Investoren würden – gerade bei Immobilien – langfristig denken. "So betrachten wir den gesamten Lebenszyklus der Immobilie von der Projektentwicklung und dem Bau über die jahrzehntelange Nutzung bis hin zur umfassenden Sanierung und gegebenenfalls dem Abriss des Gebäudes."

Bezüglich einer CO2-Steuer äußert Quint grundsätzliches Verständnis. "Die meisten Wissenschafter vertreten die Ansicht, dass eine CO2-Bepreisung ein sehr wesentlicher Ansatzpunkt für den Klimaschutz ist. Es ist ja auch grundsätzlich nachvollziehbar, dass eine Verteuerung des CO2-Ausstoßes ein sinnvoller Beitrag zum Klimaschutz ist." Höhere Kosten beim Bau und der laufenden Bewirtschaftung von Immobilien würden letztlich jedoch "in der Regel die Mieter tragen". Das sollte seiner Ansicht nach jedenfalls berücksichtigt werden.

Karl-Heinz Strauss, CEO von Porr
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"Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit"

Der Klimawandel und der Umgang mit den daraus resultierenden Folgen zählen eindeutig zu den größten Herausforderungen unserer Zeit", sagt Karl-Heinz Strauss, CEO von Porr. Eine Klimasteuer – idealerweise auf globaler Ebene, um keinen Wirtschaftsstandort zu benachteiligen – könne dabei nur Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets sein.

"Das Ziel ist eine lebenszyklusorientierte Planung und Umsetzung von Gebäuden, die die emissionsbedingten Umweltauswirkungen maßgeblich reduzieren. Dabei sollen die Lebenszyklen von Gebäuden optimiert sowie maximale Klimaneutralität und geschlossene Ressourcenkreisläufe sichergestellt werden", so Strauss.

Gesteigerte Energieeffizienz, erneuerbare Energiequellen sowie ökologische Produkte und Dienstleistungen würden Schadstoffemissionen reduzieren. Bei Porr optimiere man Baumaßnahmen hinsichtlich der Ökologie, so der CEO. Der steigenden Rohstoffknappheit werde mit schonendem Verbrauch bzw. Recycling entgegengewirkt.

Wolfgang Hausner, Geschäftsführer der Erste Group Immorent GmbH
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"Die Mehrkosten gleichen sich über den Lebenszyklus wieder aus"

Laut Wolfgang Hausner, Geschäftsführer der Erste Group Immorent GmbH, ist in der Immobilienbranche eine Trendwende spürbar. "Immer mehr institutionelle Investoren und Fonds haben bereits Green Buildings auf der Einkaufsliste. Die Anleger verlangen zusehends nach nachhaltigen Investments auch im Sinne einer Generationenverantwortlichkeit", sagt Hausner.

Statt einer Klimasteuer würde er eher befürworten, "dass klimaschonende Gebäude einer geringeren Besteuerung unterlegt werden. Für den Hersteller wäre das beispielhaft eine geringere Ertragssteuer im Verkaufsfall, für den Investor eine Transaktionssteuererleichterung oder auch für die Nutzer/Mieter eine geringere Umsatzsteuer auf Mieten."

Bei der Erste Group Immorent werden ausschließlich Green Buildings mit entsprechender Zertifizierung errichtet, betont er. "Die möglichen Mehrkosten der Herstellung gleichen sich über den Lebenszyklus des Objektes aufgrund geringerer Betriebskosten aus", sagt Hausner. (Bernadette Redl, Martin Putschögl, 4.10.2019)