Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler (links) und Elena Burmistrova, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Gazprom und Generaldirektorin der Gazprom Export, am Donnerstag bei der Vertragsunterzeichnung in St. Petersburg.

Foto: SF/OMV

Die Salzburger Festspiele haben einen neuen Sponsor – den russischen Mineralölkonzern Gazprom. Am Donnerstag unterzeichnete man in St. Petersburg die Verträge. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler freut sich über die neue Geldquelle: "Die Verbindung zwischen Österreich und Russland war über Kunst und Kultur immer eine besonders intensive. Und wenn die Festspiele den Ruf haben, die besten der Welt zu sein, dann verdanken sie dies auch vielen russischen Künstlerinnen und Künstlern."

Beteiligt ist auch der heimische Mineralölkonzern OMV. Elena Burmistrova von der Gazprom freut sich, dass "wir im Jahr 2020 mit den Salzburger Festspielen ein gemeinsames Projekt umsetzen". OMV und Gazprom kooperieren seit 51 Jahren und setzten voriges Jahr etwa eine gemeinsame Ausstellung des Wiener Kunsthistorischen Museums mit der Eremitage in St. Petersburg um ("Die Eremitage zu Gast" hieß die Schau in Wien).

Hoher Sponsorenanteil in Salzburg

Der Sponsorenanteil am Gesamtbudget der Salzburger Festspiele beträgt rund 15 Prozent und ist damit ziemlich hoch. Im vergangenen Jahr hat sich Nestlé als einer der Hauptsponsoren des Festivals zurückgezogen, in die Bresche sprang die Stiftung des deutschen Milliardärs und Logistikunternehmers Klaus-Michael Kühne. Dessen Kühne-Stiftung fördert mit einem Volumen von 20 bis 30 Millionen Schweizer Franken jährlich die Elbphilharmonie ebenso wie die Scala und das Opernhaus Zürich.

Bitterer Beigeschmack: Die Firma Kühne + Nagel, aus deren Wert die Kühne-Stiftung hervorgegangen ist, hat sich von ihren Verstrickungen ins NS-Regime (sie ist durch den Transport jüdischen Raubguts gewachsen) stets nur halbherzig losgesagt. Zwar gibt es eine Erklärung aus dem Jahr 2015, in der es heißt, dass sich Kühne + Nagel "der schändlichen Vorkommnisse während der Zeit des Dritten Reiches bewusst" sei und diese auch "sehr bedauert". Einen Satz weiter aber versucht man, die Tätigkeit unnötig zu relativieren, und verweist auf "Verhältnisse in der Diktatur". Zudem wurde der Zugang zum Firmenarchiv verweigert und ein Mahnmal in Firmennähe abgelehnt.

Zuletzt Proteste gegen Sponsoren

Eine Debatte darüber, von wem Museen und Kulturinstitutionen Geld nehmen dürfen und von wem sie keines annehmen sollten, löste zuletzt die Künstlerin Nan Goldin aus. Sie protestierte in Museen in den USA und Großbritannien dagegen, dass diese etwa von der Familie hinter dem abhängig machenden Schmerzmittel Oxycontin Spenden annehmen. Protestierende nehmen aufgrund ihrer Rolle beim Klimawandel immer wieder auch Mineralölkonzerne ins Visier.

Was wohl Regisseur Peter Sellars , der heuer in Salzburg seine Inszenierung von Mozarts "Idomeneo" vor dem Hintergrund der Erderwärmung anlegte, zum Mineralölkonzern als Festivalsponsor sagt? In seiner Eröffnungsrede äußerte sich Sellars höchst kritisch zur Verantwortung des Menschen für den Klimawandel: "Auf der ganzen Welt sitzen heute Verantwortungsträger an den Hebeln der Macht, die bereit sind, die kommende Generation zu opfern, die sich den dringend zu ergreifenden Maßnahmen und der sofortigen Reaktion auf das, was unser Planet einfordert, verweigern. Wie viele Wirbelstürme sind noch notwendig? Wie viele Hitzewellen?", fragte er. (red, 4.10.2019)