Die beiden Eisbrecher Polarstern und Akademik Fedorov Wand an Wand.
Foto: Alfred-Wegener-Institut / Esther Horvath, CC-BY 4.0

Bremerhaven – Superman hat seine legendäre Festung der Einsamkeit in der Arktis – und als "Festung aus Eis und Schnee" bezeichnen deutsche Polarforscher das, was sie nun im Rahmen ihrer einjährigen Mosaic-Expedition aufbauen wollen. Das Fundament dafür – eine geeignete Eisscholle – haben sie bereits gefunden, früher als erhofft.

Mosaic ("Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate") ist die größte Arktisexpedition aller Zeiten: Wissenschafter aus 17 Ländern wollen die Auswirkungen des Klimawandels am Nordpol erforschen. Dafür lassen sie sich mit ihrem Schiff Polarstern am Meereis festfrieren, um sich ein Jahr lang mit der Eisdrift durch den Arktischen Ozean treiben zu lassen. Das Schiff und die auf dem Eis selbst angelegten Einrichtungen werden das Camp bilden, in dem über die Monate verteilt insgesamt mehr als 600 Personen wohnen und arbeiten werden.

Mobilie gefunden

Ihr erstes Etappenziel hat die Expedition nun früher als erwartet erreicht: Schon nach wenigen Tagen fand das Wissenschafterteam bei 85 Grad Nord und 137 Grad Ost eine große Eisscholle, die sich als Fundament der Festung aus Eis und Schnee eignet. Mit Hilfe von Satelliten, zwei Eisbrechern, Helikopterflügen und Erkundungsmissionen hatten die Forscher insgesamt 16 Kandidaten ausgemacht und daraus bald die zweieinhalb mal dreieinhalb Kilometer große Favoritin gekürt. An ihr soll nun die Polarstern festgefroren werden.

Die eiförmige Scholle zeichne sich besonders durch einen auf Satellitenbildern zu erkennenden hellen Bereich im nördlichen Teil aus. Dies sei ein stark verpresster, mehrere Meter dicker Bereich, den die Wissenschafter deshalb "Festung" tauften. Dieser Bereich wird eine höhere Stabilität für das Eiscamp liefern, hoffen die Forscher.

Warten, was die Herbststürme bringen

Bereits am 28. September setzten erste Wissenschafter von der Polarstern auf die Scholle über, um deren Eignung zu testen. Durch Satellitenbilder allein sei ihre Beschaffenheit nämlich nicht erkennbar gewesen. Erst mehrere Tage und Nächte andauernde Arbeiten auf der Scholle selbst hätten die nötigen Daten gebracht. Von der Brücke der Polarstern aus seien die Erkundungen koordiniert und mit Infrarotkameras überwacht worden.

Expeditionsleiter Markus Rex vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut erklärte, es sei "eine Eisscholle mit einem ungewöhnlich stabilen Bereich, der uns das Vertrauen gibt, eine gute Basis und Ausgangspunkt für ein komplexes Forschungscamp zu sein". Gleichzeitig sei die Scholle typisch für die neue Arktis, die von dünnen, instabileren Schollen gekennzeichnet sei. Es müsse sich nun zeigen, ob die Eisscholle die nötige Stabilität für die heraufziehenden Herbststürme habe: "Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet." (red, APA, 2. 10. 2019)