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85 Prozent der Befragten schätzen ihre eigene Gesundheit zumindest als ,gut‘ ein.

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Wie schätzen die Österreicher ihre persönliche und die Lage ihres Landes ein? Damit haben sich Forscher an der Uni Graz beschäftigt. Markus Hadler und Christoph Glatz, beide Soziologen, haben für die Studie "Sozialer Survey Österreich" das subjektive Wohlbefinden sowie die Sicht der Menschen auf ihre persönliche Situation und die der Gesellschaft insgesamt erhoben. Dabei sind sie auf Diskrepanzen gestoßen.

Grundsätzlich fühlen sich die meisten Österreicherinnen und Österreicher relativ wohl. Das ergab die Befragung von 1.200 Personen im Jahr 2018. "90 Prozent gaben an, zumindest ,ziemlich zufrieden‘ zu sein, 91 Prozent bezeichneten sich zumindest als ,ziemlich glücklich‘, und 85 Prozent schätzen ihre eigene Gesundheit zumindest als ,gut‘ ein", sagt Markus Hadler. Diese positive Bewertung setzt sich in Bezug auf die eigene soziale Lage und Zukunft fort.

Unterschiede zu hoch

Die Einschätzung der Befragten ändert sich aber, wenn es um die gesamtgesellschaftliche Situation geht. "Obwohl Österreich im internationalen Vergleich eine geringe Einkommensungleichheit aufweist, sind 84 Prozent der Befragten der Meinung, die Unterschiede seien zu hoch", so Hadler. Diese Ansicht findet starke Zustimmung auch unter jenen, die meinen, sie würden zu viel verdienen.

"Die meisten Befragten verorten sich in der oberen Hälfte der Gesellschaft und betrachten ihre eigene soziale Position im Vergleich zu jener ihrer Herkunftsfamilie als höher. Rund 50 Prozent gaben an, mit dem Haushaltseinkommen leicht oder sehr leicht auszukommen", fasst Hadler zusammen.

Eine Diskrepanz zeigt sich, wenn man die Menschen nach ihrer Zukunft und der ihres Landes fragt: Etwa 26 Prozent glauben an eine Verbesserung ihrer persönlichen Lebensumstände in den nächsten Jahren, 57 Prozent, dass sie sich nicht verändern, und nur 17 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Im Gegensatz dazu aber rechnen 40 Prozent mit einer Verschlechterung der Lebensumstände in Österreich und nur 18 Prozent mit einer Verbesserung.

Psychologischer Schutz

"Sieht man sich als Teil einer bevorzugten Bevölkerungsgruppe, fällt es leichter, optimistisch für die eigene Zukunft zu sein und gleichzeitig pessimistisch für Österreich, da die mutmaßlich schlechteren Lebensumstände einen selbst nicht treffen", so Hadler. Als zweite mögliche Erklärung nennt er den "unrealistischen Optimismus": "Dieser psychologische Schutzmechanismus führt dazu, dass man diverse Risiken, wie etwa Krankheiten oder Unfälle, für sich selbst durchwegs als unterdurchschnittlich einschätzt. So wird sich das eigene Leben schon zum Besseren entwickeln, wenn auch das Leben der Österreicherinnen und Österreicher wohl schlechter wird."

Die überwiegende Mehrheit zählt sich also zu den Begünstigten. Dennoch sollte nicht auf die Unzufriedenen vergessen werden, die sich persönlich benachteiligt fühlen, weil sie, wie sie angeben, "weniger bekommen, als ihnen zusteht". "In dieser Gruppe der Befragten finden sich vor allem Menschen in der Altersgruppe zwischen 40 und 50 Jahren mit Pflicht- und Lehrabschlüssen, geringem Einkommen, Arbeitslose, Geschiedene und FPÖ-Wählerinnen und -Wähler. Keinen Einfluss haben das Geschlecht und ein Aufstieg bzw. Abstieg im Vergleich zur Herkunftsfamilie", erklärt Hadler. (red, 7.10.2019)