Der libyschen Delegation wurde das Lager Mineo gezeigt.

Foto: Andreas SOLARO / AFP

Rom – Bei einem Treffen zwischen einer italienischen und einer libyschen Delegation auf Sizilien im Mai 2017, bei dem Italien mit Libyens Behörden über einen Weg verhandelte, um Migrantenankünfte in Italien zu stoppen, soll sich auch Abd al-Rahman al-Milad beteiligt haben, der laut der Uno zu einem der prominentesten Drahtzieher des internationalen Schleppergeschäfts gilt.

Der auch "al-Bija" genannte Libyer, der offiziell zur libyschen Küstenwache gehörte, wurde von der italienischen Delegation beim Besuch des Flüchtlingslagers in Mineo nahe Catania begleitet, berichtete die italienische Tageszeitung "L'Avvenire" (Freitagsausgabe). "Al-Bija", dessen Name laut Uno nicht nur mit dem Schleppergeschäft, sondern auch eng mit brutalen Gewalttätigkeiten verknüpft ist, wurde von der italienischen Delegation das Flüchtlingslager in Mineo gezeigt, das vor seinem Abbau in den vergangenen Monaten als Europas größte Migranteneinrichtung galt. 30.000 Migranten wurden in den vergangenen Jahren in Mineo untergebracht.

Vorwurf von Hinterzimmerdeals

Die libysche Delegation habe Druck auf Italien gemacht, damit die Regierung Flüchtlingseinrichtungen in Libyen finanziere, berichtete das Blatt. Daraufhin habe Italien begonnen, der EU die Eröffnung von Hotspots in Libyen vorzuschlagen. Der italienischen Regierung war 2017 unter Führung des seinerzeitigen Innenministers Marco Minniti wiederholt vorgeworfen worden, Hinterzimmerdeals mit libyschen Milizen getätigt zu haben. Der Hauptvorwurf gegen "al-Bija" besteht darin, dass er als Chef der libyschen Küstenwache in az-Zawiya (auch al-Sawija) brutal gegen Migranten vorgegangen sei.

Der Bericht der italienischen Tageszeitung sorgte für Aufruhr in Italien. Der Abgeordnete der oppositionellen Partei Piu Europa, Riccaro Magi, forderte die Einrichtung einer parlamentarischen Untersuchungskommission, die klären solle, ob Italien mit Libyen geheime Abkommen abgeschlossen hat. (APA, 4.10.2019)