(Sitzungszimmer in der FPÖ-Zentrale. Schulungsleiter. Mehrere junge Parteimitglieder beiderlei Geschlechts.)

SCHULUNGSLEITER: – haben wir ja bereits herausgearbeitet, dass der Wahlkampf niemals endet und wir ständig bemüht sein müssen, einerseits die Kernwählerschaft noch fester an uns zu binden und andererseits Stimmen aus dem bürgerlichen Lager dazuzugewinnen. Größte Sensibilität bei der Wortwahl ist daher erforderlich. Wenn wir zum Beispiel mitteilen wollen, dass die Vertreter anderer Parteien jederzeit eine in die Goschen haben können, wie würden wir das ausdrücken?

EINE JUNGE FRAU: Panieren werden wir sie!

EIN JUNGER MANN: Eine Gerade können s' kriegen!

EINE ZWEITE JUNGE FRAU: Einen rechten Haken!

SCHULUNGSLEITER: Richtig. Schwieriger ist, wenn wir sagen wollen: "Passts auf, ihr Orschlöcher, kommts uns teppert, dann kriegts einen Tritt in die Eier, dass aus'pudert habts für immer."

DER JUNGE MANN (nach einer kurzen Nachdenkpause): Wir werden allen, die uns zerstören wollen, einen Schlag aufs Hosentürl versetzen.

SCHULUNGSLEITER: Sehr gut. Wie schaut es damit aus: "Wenn so ein Kameltreiber sich traut die Goschen aufreißen, brechen wir ihm alle Knochen und hängen ihn an der nächsten Latern' auf"?

(Pause. Intensives Nachdenken.)

DER JUNGE MANN: Puh, das ist schwierig ...

DIE ZWEITE JUNGE FRAU: Keine Ahnung ...

(Pause)

SCHULUNGSLEITER (enttäuscht): Schade. Ich habe gehofft, jemand von euch hat eine Idee. Weil wir sind da ein bisserl ratlos. Der Chef tüftelt schon seit Wochen.

(Vorhang)

(Antonio Fian, 5.10.2019)