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Barshim lässt Katar jubeln.

Foto: REUTERS/Hannah Mckay

Doha – Selbst der Emir freute sich hinterher wie ein kleines Kind. "Er war sehr aufgeregt und sehr glücklich", berichtete Mutaz Essa Barshim, Katars Hochsprung-Held, nachdem ihm Scheich Tamim bin Hamad Al Thani zu seinem WM-Gold gratuliert hatte: "Er sagte: 'Gut gemacht'. Er ist wirklich glücklich und stolz, weil ich geliefert habe, was er wollte."

Und wie ganz Katar dieses Gold wollte, ließ sich am Freitagabend im Khalifa-Stadion beobachten. Die Arena war so gut gefüllt wie noch nie bei diesen Leichtathletik-Titelkämpfen, die Fans rasteten bei jedem Sprung Barshims förmlich aus und brüllten ihn zum Titel. "Ich konnte in ihren Augen sehen, wie begeistert sie waren und wie viel Freude sie hatten", sagte Barshim, nachdem er über 2,37 m geflogen war und wie 2017 Gold geholt hatte: "Das bedeutet alles für mich."

Siegerehrung verschoben

Doch nach dem kleinen Stimmungshoch von Doha leerte sich das Stadion auch schnell wieder. Als Barshim später am Abend die Goldmedaille überreicht werden und erstmals bei dieser WM Katars Hymne erklingen sollte, war fast schon keiner mehr im Stadion.

Barshim stand oben auf dem Podium im Rampenlicht, vor ihm die leeren Ränge. Dann gingen die Lichter, die auf den 28-Jährigen gerichtet waren, aus. Fünf, sechs Minuten passierte gar nichts, ehe Barshim und die beiden anderen als neutrale Athleten startenden Medaillengewinner Michail Akimenko und Ilja Iwanjuk wieder in die Katakomben geschickt wurden. Die Zeremonie soll jetzt Samstag stattfinden, angeblich hatte es technische Probleme gegeben.

Barshim nahm es hinterher mit Humor. "Es ist immer großartig, auf einem Weltmeisterschaftspodium zu stehen", sagte er grinsend: "Aber ja, es ist besser, es noch einmal zu machen."

Comeback

Barshims Laune konnte nichts verderben, schließlich kam die Goldmedaille überraschend. Im Juli 2018 hatte er sich einen Bänderriss im Knöchel zugezogen. "Das hätte das Ende meiner Karriere bedeuten können", sagte Barshim, der erst im April wieder mit richtigem Training beginnen konnte.

Doch eine Heim-WM ist eben eine Heim-WM, da werden schon einmal unbekannte Kräfte frei. "Ich war noch nicht zu 100 Prozent bereit", sagte Barshim, Sohn sudanesischer Einwanderer. Aber als er die johlende Menge sah, wusste der Lulatsch: "Und wenn sie mich mit dem Rollstuhl oder dem Krankenwagen rausfahren müssen, ich werde alles geben, was ich habe."

Und tatsächlich trug ihn die Menge dann zum Erfolg, fast wäre der Traum ja geplatzt. Bei 2,33 m brauchte Barshim drei Versuche – 2,35 und 2,37 m überquerte er dann wieder scheinbar ohne Mühe. Nach Bronze in London und Silber in Rio träumt er nun vom Olympia-Gold in Tokio nächstes Jahr. Aber zuerst wolle Barshim jetzt "fett" werden, so "viel wie möglich essen und Urlaub machen". (sid, 5.10.2019)