15.000 Kandidaten bewerben sich um die 217 Sitze im tunesischen Parlament

Foto: APA/AFP/FETHI BELAID

Wählerin in Tunis.

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Tunis – Bei der Parlamentswahl in Tunesien hat sich am Sonntag eine niedrige Beteiligung abgezeichnet. Am frühen Nachmittag lag sie nach Angaben der Wahlkommission bei lediglich 23,5 Prozent. Die Wahllokale schlossen um 19.00 Uhr MESZ, Prognosen wurden zunächst nicht veröffentlicht. Die ersten Nachwahlbefragungen sollten in der Nacht bekannt gegeben werden.

15.000 Kandidaten bewarben sich um die 217 Sitze im Parlament, der Wahlausgang galt als völlig ungewiss. Mitte September hatte die erste Runde der Präsidentschaftswahl in dem nordafrikanischen Land stattgefunden, die mit einer herben Schlappe für die etablierten Parteien endete. Bei der Parlamentswahl könnte sich dieser Trend fortsetzen. Bisher hatte die muslimische Ennahdha gemeinsam mit der Mitte-Partei Nidaa Tounes die Mehrheit im Parlament.

Traditionell niedrige Beteiligung

Im Gegensatz zur Wahl des Staatsoberhaupts stieß die Parlamentswahl in der Bevölkerung auf geringes Interesse. Dabei ist das Parlament für jene Fragen zuständig, die die Menschen am meisten interessieren: Die stagnierende Wirtschaft, die hohe Arbeitslosigkeit, die schlecht funktionierende Verwaltung und die anhaltende Inflation. Es ist die zweite Parlamentswahl in Tunesien, seitdem sich das Land 2014 im Gefolge des Arabischen Frühlings eine neue Verfassung gab.

Viele Tunesier sind enttäuscht angesichts einer stagnierenden Wirtschaft, hoher Arbeitslosigkeit und steigender Preise. Er habe "keine Hoffnung auf positive Veränderung", sagte der 60-jährige Mohamed Daadaa am Sonntag bei der Stimmabgabe in Tunis. "Ich traue niemandem und keiner politischen Partei. Das Leben wird immer schlechter in diesem Land." (APA, 6.10.2019)