Alexander Skarsgård, Florence Pugh und Michael Shannon in "The Drummer Girl".

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Charlie Ross tingelt mit ihrer mediokren Theatertruppe durchs England der späten 1970er-Jahre. Sie hält sich für eine Revolutionärin, hängt in radikalen Zirkeln herum, begeistert sich für die Palästinenser, verleugnet ihre bürgerliche Familie, ist politisiert bis in die Haarspitzen. Und trotzdem spioniert sie plötzlich für die Israelis? Hä?

Was John Le Carré, Großmeister des Spionageromans, 1983 in The Little Drummer Girl (dt.: Die Libelle) auf über 600 Seiten grandios beschrieb, war nicht nur ein interessanter Einblick in den Nahost-Konflikt, sondern auch ein hochspannendes Psychogramm über die Mechanismen von Verrat, Manipulation und Liebe. Und ein dermaßen komplexer Roman soll verfilmt werden? Das kann nur ein zweites Mal scheitern. Das erste Mal war 1984: trotz Diane Keaton, trotz Klaus Kinski.

Trommlermädchen floppt

Während der Le-Carré-Klassiker The Night Manager vor zwei Jahren ein Serienhit wurde (Hugh Laurie! Tom Hiddleston! Olivia Colman! Tom Hollander!), floppt nun das Trommlermädchen. Das Drehbuch weist haarsträubende Lücken in Handlung und Logik auf, zudem wirken die Haupt darsteller Florence Pugh und Alexander Skarsgård seltsam teilnahmslos – so als würden sie selbst nicht an ihre Rolle glauben. Einzig Oberspion Michael Shannon kann überzeugen – und wirkt daher wie ein Fremdkörper.
Der Rest: sechs ziemlich blutleere Folgen, einer BBC-Produktion kaum würdig. Ich schreibe jetzt 50-mal: "Ich schaue mir keine Romanverfilmungen mehr an. Ich schaue mir keine Romanverfilmungen mehr an ..." Aber ich weiß: Ich werd’s trotzdem wieder tun. (Gianluca Wallisch, 7.10.2019)