Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba (v. li.) sind als Staatskünstler aufgrund aktueller Vorkommnisse wieder im Einsatz.

Foto: Heribert Corn

Mit einer Publikumsbelobigung geht es los: Alle haben es geschafft, sich im Zuschauerraum mit dem Gesicht zur Bühne hinzusetzen. "Die Richtung stimmt" also, um mit Pamela Rendi-Wagner zu sprechen. Der SPÖ-Vorsitzenden gilt die erste Spitze des Abends. Aber jede Partei kriegt ihr Fett ab. Die tierliebenden Grünen etwa werden in Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP lernen müssen, "die Krot zu schlucken" – der Witz kommt so sanft, dass man Regierungspräferenzen herauszuhören meint.

Schlimmer trifft es die FPÖ, da sei die Beurteilung "Unter der Gürtellinie" eine Beschreibung nicht nur von Herbert Kickls Verhalten, sondern ob seiner Größe gar seiner Gesamtpersönlichkeit. Die Tiere zittern derweil, ob die mit deren Schutz beauftragte Philippa Strache ins Parlament einziehen werde. Hofers von der Partei bezahlter Gartenzaun? Ein Türl mit Seitenteilen! Nicht zu vergessen natürlich Sebastian Kurz – der ist ein Mutant mit der Superkraft, dass alle alles in ihn hineinprojizieren können. Er trägt zur Tarnung einen Helm aus Menschenhaaren und, um die Stimme des Volkes zu hören, riesige Ohren.

Alte Herren im Regen

Die Staatskünstler stellten eine Woche nach der Nationalratswahl im Wiener Rabenhof ihr neues Programm vor. Jetzt erst recht! heißt es im politischen Gedenken an Heinz-Christian Strache. Florian Scheuba, Thomas Maurer und Robert Palfrader haben fleißig Wuchteln gebacken in den vergangenen Tagen.

Dass sie dabei Neos und Grüne weitestgehend auslassen, ist vielleicht eine Sympathiebekundung. Irgendwie hegen sie eine solche ja auch für die SPÖ. Die kommt ihnen vor wie eine Herrenrunde von Regenschirmverkäufern, die es trotz Regenwetters nicht schaffen, Schirme an den Mann zu bringen.

Die Pointen kommen mit Abstechern auch zu einem Korruptionsgütesiegel und zum Parlament als neuem Novomatic-Forum in hoher Schlagzahl. Die Heiligenlegende des Sebastian Kurz stammt aus dem Buch Salomon – Salomon wie die Kurier-Chefredakteurin Martina Salomon. Das sitzt. Das FPÖ- Bildungsinstitut in St. Jakob einen "Widerspruch in sich" zu nennen ist dagegen etwas müde.

Außerdem führt ein Ausflug zu KTMs Motohall in Mattighofen. Eine Drehgenehmigung erteilte der Konzern für sein "Museum" nicht, dafür traut sich der echte Bürgermeister der oberösterreichischen Motorcity vor die Kamera und setzt sich mit Scheuba, Maurer und Palfrader an den Sitzungstisch im Gemeindeamt. Einem Staatskünstler-Museum begegnet er trotz getragener Socken als Exponate skeptisch. Man rätselt baff, wie der Termin zustande kam!

Wird's die "Elton-John-Koalition"?

Nicht jeder ist eben so gut in Sachen Message-Control wie die neue ÖVP, was die drei Kabarettisten bei hypothetischen Regierungsverhandlungen zwischen Türkis und Rot beweisen. Die SPÖ lässt sich total über den Tisch ziehen, die Nummer ist ein Höhepunkt des kurzweiligen Abends. Eine türkis-grün-pinke Kombi nennt man "Elton-John-Koalition", ein türkis-blauer Zweigesang probt dann zusammenpassende Stimmlagen.

Palfraders Sternstunde ist eine Parodie aufs Ibiza-Video: In einer Einspielung trifft Palfrader als Hitler in einer Villa am Starnberger See eine norddeutsche Rüstungsindustriellennichte. Die ganze Erde müsse wieder deutsch werden, brüllt er letztlich, dabei müsse aber "natürlich alles rechtskonform und legal vor sich gehen".

Einen größeren Überbau hat der Abend nicht. Gekonnt hantelt sich das Trio die aktuellen Schlagzeilen entlang. Viel Gelächter. Mehl für Wuchteln gibt es da draußen wohl noch genug, es sollte den Backofen eingeschaltet lassen. (Michael Wurmitzer, 7.10.2019)