Die Häufung ungeklärter Todesfälle mit möglicher Gewalteinwirkung in Wien und Umgebung ist laut Polizei zufällig.

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Wien – Die Leiche, die die Polizei am Freitag in einer Wohnung im 15. Wiener Gemeindebezirk fand, war bereits stark verwest. Sie wies Spuren schwerer Verletzungen auf: Der 45-jährige Österreicher, den zwei Freunde als abgängig gemeldet hatten, war verblutet. "Fremdverschulden ist nicht ausgeschlossen, also wurde eine Obduktion angeordnet", sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion (LPD) Wien am Sonntag dem STANDARD. Es bestehe Mordverdacht gegen unbekannt.

Einen Tag davor, am Donnerstag, war in einer abgeschalteten Kühltruhe im Keller eines Wohnhauses in Wien-Floridsdorf ebenfalls eine Leiche entdeckt worden. Zwei Nachbarn hatten der Polizei starken Verwesungsgeruch gemeldet. Die Beamten fanden den Körper eines 42-jährigen Österreichers, der in Müllsäcke eingepackt worden war. Die Müllsäcke waren offenbar vor kurzem aufgerissen worden.

Der Mann sei bereits vor drei Jahren gestorben, und zwar eines natürlichen Todes, sagte der Hausbewohner, ein 45-jähriger Mann aus Bulgarien. Er habe die Leiche in Panik in die Truhe verfrachtet. "Dem Mann war keine weitere Beteiligung nachweisbar. Er wurde auf freien Fuß gesetzt und wegen Störung der Totenruhe angezeigt", sagte der Polizeisprecher.

Am Mittwoch war ein Landwirt in seinem Haus in Vösendorf bei Wien gefunden worden. Die Leiche des Schweinebauern wies Spuren massiver Gewalt gegen den Körper auf, es wird wegen Mordverdachts ermittelt. In der Nacht auf Mittwoch lag ein Toter mit schweren Stichverletzungen im Oberkörper im Stiegenaufgang eines Wohnhauses in Wien-Brigittenau. Auch hier wird derzeit gegen unbekannt ermittelt.

Zufällige Häufung

Die Häufung ungeklärter Todesfälle mit möglicher Gewalteinwirkung in Wien und Umgebung sei dennoch "zufällig", sagte der LPD-Sprecher. Von einer "Serie" will er auf Nachfragen keineswegs sprechen: "In Wien findet die Polizei im Durchschnitt jeden zweiten Tag eine Leiche."

Meist geschehe das bei Wohnungsöffnungen, nachdem Verwandte, Bekannte oder Nachbarn eine Person als abgängig gemeldet hätten. In Fällen alter, alleinstehender Menschen sei das oft erst nach Wochen oder gar Monaten der Fall.

Jede solcherart aufgefundene Leiche wird auf Anzeichen eines nicht natürlichen Todes hin kommissioniert. Besteht ein Verdacht auf Fremdeinwirkung, wird sie von der Gerichtsmedizin obduziert. (Irene Brickner, 6.10.2019)