Am Sonntagmorgen soll der 25-jährige Andreas E. in Kitzbühel fünf Menschen ermordet haben. Er erschoss seine Ex-Freundin, ihren neuen Freund sowie ihre Eltern und ihren Bruder, ehe er zu einem Polizeiposten fuhr und sich stellte. Die Polizei geht davon aus, dass er mit der Zurückweisung durch seine einstige Partnerin nicht zurechtgekommen war.

Die Tat löste Bestürzung im ganzen Land aus. Auch seitens der Politik gab es zahlreiche Beileidsbekundungen in Richtung der Hinterbliebenen der Opfer. Auch die SPÖ Langenzersdorf (NÖ), schon in der Vergangenheit immer wieder mit kontroversen Postings in den Schlagzeilen, hatte etwas zu sagen. Sie erklärte die Tat zu einem "FPÖ-Amoklauf". Der Täter sei FPÖ-Politiker gewesen, habe "Worte wie Nigga" verwendet. Als Quelle nannte man das Facebook-Profil des Verdächtigen.

Foto: Screenshot/Facebook

Die Reaktion vieler User fiel wenig freundlich aus. "Gute Nacht SPÖ! Tiefer geht es nicht", kommentierte ein Nutzer. "Ihr wünscht Beileid, aber nützt dieses tragische Ereignis für eine Hetzkampagne? Schämt euch in Grund und Boden!", so ein anderer.

"Missverständnisse"

Mittlerweile ist man zurückgerudert, nicht aber, ohne wieder Öl ins Feuer zu gießen. Das Ausgangsposting wurde gelöscht, in einem neuen Beitrag erklärt man, der Beitrag habe "zu Missverständnissen geführt". Und weiter: "Bereits gestern überschlugen sich in rechten Foren Schuldzuweisungen von rechten Hetzern, dass es sich bei dem Täter 'ja nur um einen Asylanten handeln könne' (...) und nun stellt sich heraus, dass der Täter –erneut – aus dem engeren Umfeld der FPÖ kommt." Damit verweist man auf zwei Fälle, in denen jeweils ein FPÖ-Funktionär von seinem Balkon und ein anderer auf eine 13-Jährige geschossen hatte.

Man richte sich "gegen Hass und Hetze" und wolle den Hinterbliebenen das "tiefste Beileid" aussprechen.

Foto: Screenshot/Facebook

Seit Montag Abend ist die Facebook-Seite der SPÖ Langenzersdorf nun völlig offline.

FPÖ empört

Bei der FPÖ reagiert man entsetzt auf die Beiträge der SPÖ Langenzersdorf. Die unfassbare Härte dieser Tat in Kitzbühel "in einer derart widerlichen Art" politisch auszunützen, sei wohl "der absolute Tiefpunkt", den eine demokratisch gewählte Partei in Österreich je erreicht habe, kommentierte FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker "die unglaubliche Entgleisung der SPÖ Langenzersdorf".

SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner sei "angehalten, diesem ungustiösen und nicht tolerierbaren Treiben" rasch ein Ende zu bereiten, betonte er am Montag in einer Aussendung. "Ich glaube nicht, dass dies die Richtung ist, die Rendi-Wagner in ihrem Facebook-Video als 'wir müssen die SPÖ radikal neu denken' bezeichnet hatte. Es bedarf nun klarer und eindeutiger Worte der SPÖ-Chefin."

SPÖ: Verantwortlicher soll ausgeschlossen werden

Das Posting vom Sonntag soll bald Konsequenzen für den Verantwortlichen haben. Die Bezirkspartei werde diese Vorgehensweisen "nicht mehr länger hinnehmen und einen Antrag auf Parteiausschluss aufgrund parteischädigenden Verhaltens beschließen", teilte die Landespartei in St. Pölten am Montag mit.

"Ich entschuldige mich im Namen der SPÖ NÖ für das gespürlose und völlig pietätlose Posting der SPÖ Langenzersdorf", betonte Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar in einer Aussendung: "Wir entschuldigen uns nicht nur bei allen Betroffenen dieser menschlichen Tragödie in Tirol, sondern auch bei allen politisch legitimierten Parteien in Österreich. So ein tragisches Ereignis darf für parteipolitische Zwecke nicht missbraucht werden und ist auch der SPÖ unwürdig."

Kocevar verwies in der Aussendung auch auf ein bereits verhängtes Funktionsverbot für den Verantwortlichen im Sommer. Der Funktionär habe daraus aber "offenbar nichts gelernt". Die SPÖ Niederösterreich werde "dem Verantwortlichen somit umgehend die Berechtigung für die SPÖ Langenzersdorf-Facebookseite und alle anderen Medien der Ortspartei entziehen." (gpi, APA, 7.10.2019)

Update, 13:20 Uhr: Reaktion der SPÖ ergänzt.

Update, 20.19 Uhr: Facebook-Seite der SPÖ-Langenzersdorf offline