El Maestro: "Ich glaube an die Jungs, aber häufig bin ich ein wenig verzweifelt."

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Wien – Nestor El Maestro war "verzweifelt". Nach dem 0:1 bei der vor Selbstvertrauen nicht gerade strotzenden Austria war Sturms Trainer bedient. In seiner ersten, zweieinhalbminütigen Analyse beim Pressetermin nach der Partie gab sich der 36-Jährige ratlos. Er werde voller Motivation weiterarbeiten, "wenn der Verein mich weiterarbeiten lässt", sagte El Maestro. Kritik gab es am Auftreten seines Teams.

"Ich bin ein bisschen perplex. Wir sind in guter Form gekommen. Wir spielen gegen eine verunsicherte Mannschaft, es läuft nach Plan und dann passiert gar nichts", erklärte El Maestro. Den Serben stieß vor allem das Auftreten in der zweiten Spielhälfte auf, in der die Austria Oberwasser verspürte. Sturm erarbeitete sich keine einzige wirkliche Torchance mehr, nachdem die Steirer vor der Pause drei richtig gute Möglichkeiten auf ein Tor verpasst hatten. Christoph Monschein (82.) ließ die Austria mit seinem achten Tor im zehnten Liga-Einsatz spät jubeln.

"Wir haben 16 Punkte, das ist extrem wenig"

"Ich glaube an die Jungs, aber häufig bin ich ein wenig verzweifelt. Ich bin verzweifelt wie wenig Gefühl wir haben, was möglich ist, was geht und was man machen muss", meinte El Maestro. Zur Schelte für sein Team kam auch Selbstkritik. El Maestro sprach von falschen Wechseln, die er getätigt habe. Grundlegend sei er für die Zusammenstellung der Mannschaft verantwortlich. "Ich habe große Unterstützung vom Verein bekommen. Der Kader ist schon sehr nach meinen Vorstellungen verändert. Leider ist das, was wir auf den Platz bringen, zu wenig. Wir haben 16 Punkte, das ist extrem wenig, wie ich finde", sage El Maestro.

Rückte die Austria (11 Punkte) bis auf einen Zähler an den Sechsten Hartberg heran, bleibt Sturm als Fünfter einzementiert. Zum Abschluss der Hinrunde wartet nach der Länderspielpause ein Heimspiel gegen Tabellenführer Salzburg (19. Oktober). Auch danach soll eine Trainerdiskussion bei Sturm nicht entbrennen. Günter Kreissl nahm in Wien die Mannschaft in die Pflicht. "Man hat gesehen, dass wir auf eine verunsicherte Mannschaft getroffen sind. Da gilt es, das auszunutzen", meinte der Sport-Geschäftsführer. Hart ins Gericht ging auch Kapitän Lukas Spendlhofer. Sturm habe in der zweiten Halbzeit "alles vermissen lassen. So kann man auch einen angeschlagenen Gegner wieder aufwecken", sagte der Innenverteidiger.

Zweiter Heimsieg in Folge für Austria

Die Austria durfte sich indes freuen. Nach dem Erfolg gegen Altach landeten die Favoritner den zweiten Heimsieg in Folge. Schön war es nicht, was die Fans zu sehen bekamen. Am Ende war aber auch der in der ersten Spielhälfte schweigende harte Fan-Kern der Violetten wieder besänftigt. Platz sechs ist wieder in Reichweite, auf die Austria wartet in zwei Wochen das Auswärtsspiel in St. Pölten. Schon da könnte der Sprung auf einen Meister-Play-off-Platz realisiert werden. Trainer Christian Ilzer sprach von einem kleinen Schritt: "Aber wir müssen gegen die nächsten Gegner weiterpunkten, das muss das absolute Ziel sein."

Mann der Partie war für die Austria wieder Monschein. Vom Angreifer sah man lange wenig, da er kaum brauchbare Bälle erhielt. Als es wichtig war, war der 26-Jährige aber wieder zur Stelle. Der von den Fans aufgrund eines Interviews nach dem Cup-Aus in Wattens heftig gescholtene Florian Klein lieferte die Vorarbeit. "Für unser Spiel ist es extrem wichtig, dass wir einen Stürmer haben, der aus wenigen Chancen Tore machen kann", meinte Ilzer. Genauso wichtig seien jedoch auch andere Bereiche. So freute sich Ilzer auch, dass die wieder mit Alexander Grünwald als "Libero" eingelaufene Defensive keinen Gegentreffer zuließ.

Monschein jubelte nach seinem Treffer demonstrativ mit Klein. "Ich verstehe den Unmut der Fans. Aber persönliche Kritik kann keiner brauchen", betonte der Torjäger, der es dank seiner Serie bis auf die Abrufliste des Nationalteams geschafft hat. Einen besonderen Druck verspüre er nicht. "Das gehört zum Fußball dazu. Ich versuche Woche für Woche alles reinzuhauen. Manchmal wird man belohnt, manchmal nicht." (APA; 7.10.2019)