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München – Der steirische Chiphersteller AMs hat alles daran gesetzt, um den Münchener Beleuchtungskonzern Osram zu übernehmen. Ende vergangener Woche stellte sich dann jedoch heraus, dass daraus nichts wird. AMS hatte das sich selbst gesetzte Ziel verfehlt, 62,5 Prozent der Osram-Anteile unter seine Kontrolle zu bringen.

Die Hoffnung, dass es doch noch zu einer Übernahme kommt, begrenzte am Montag auch die Verluste der Osram-Aktie, die zwei Euro unter dem gescheiterten Übernahmeangebot gehandelt wurde. "Unwahrscheinlich, dass das Thema damit schon abgeschlossen ist, ohne dass irgendwann ein neues Angebot auf den Tisch kommt", schrieb Liberum-Analyst Janardan Menon. Eine Übersicht über die Optionen für AMS.

1. Neuer Anlauf

Knapp elf Prozent der Osram-Aktien fehlten AMS, um die angepeilten 62,5 Prozent einzusammeln. Eine besondere Hürde war der hohe Anteil von Kleinanlegern (rund ein Viertel), denen die Zeit kaum reichte, um das aufgestockte Übernahmeoffert von 41 Euro anzunehmen. Bei einem neuen Angebot hätten sie mehr Zeit. Doch dazu bräuchte AMS die Zustimmung des Osram-Vorstands, sonst ist AMS nach dem Übernahmegesetz für zwölf Monate blockiert. Osram hatte dem ersten AMS-Angebot zähneknirschend, aber letztlich doch zugestimmt. Schon um einen Kursverfall der Aktie zu verhindern, könnten Olaf Berlien und sein Vorstandsteam sich nun erneut dazu durchringen.

2. Einigung mit Bain und Advent

Fast ein Jahr hat sich Bain Capital schon mit Osram befasst. Will der Finanzinvestor da einfach aufgeben? Bis zuletzt waren Experten von Bain und dem neuen Partner Advent noch bei Osram zugange, um erneut die Bücher zu prüfen. Doch ein Angebot gegen einen Großaktionär AMS, der inzwischen knapp 20 Prozent hält, wäre ein Himmelfahrtskommando. Fast illusorisch, dass Bain und Advent auf einer Hauptversammlung unter diesen Umständen die nötigen 75 Prozent bekämen, um Osram ganz unter ihre Kontrolle zu bekommen. Also müsste man sich irgendwie einigen – aber wie? Sich Osram zu teilen, bringt beiden nichts. Osram aufzuteilen, auch nicht – denn beide finden im Wesentlichen dieselben Teile des Lichtkonzerns attraktiv und dieselben uninteressant.

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3. Zwölf Monate warten

Nach zwölf Monaten dürfte AMS einen neuen Anlauf nehmen, ohne Osram um Erlaubnis zu fragen. Doch wie steht der deutsche Lichtkonzern dann da? Schafft Vorstandschef Berlien es, schnell aufzuräumen in München, trotz des drohenden Abschwungs? Berlien stellt sich zwar notgedrungen auf Eigenständigkeit ein – doch wollte er nicht umsonst die Finanzinvestoren an Bord holen, um den Konzern in Ruhe und ohne Druck der Börse neu aufzustellen. Schließlich hat Osram mehrere Gewinnwarnungen hinter sich. Analysten rechneten zuletzt mit einem Verlust von 200 Millionen Euro für das gerade beendete Geschäftsjahr 2018/19. Je mehr die Hoffnung auf eine Übernahme schwindet, desto schneller könnte die Osram-Aktie fallen – und damit auch der Wert des 800-Millionen-Euro-Pakets von AMS.

4. Weiter Aufstocken

Mit einer Aufstockung der Anteile auf 30 Prozent könnte AMS die Wartefrist aushebeln. Denn dann wäre ein Pflichtangebot fällig – und dabei wären die Österreicher nicht einmal an die 41 Euro aus dem ersten Angebot gebunden. Dann gilt der gewichtete Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate als Maßstab. Doch für eine Aufstockung über 20 Prozent hinaus bräuchte AMS grünes Licht vom deutschen Bundeskartellamt. Das kann dauern. Und ob es dann mit der angestrebten Kontrollmehrheit klappt, ist offen.

5. Fusion auf Augenhöhe

Die IG Metall hatte bereits einen "Merger of Equals" – also eine Fusion auf Augenhöhe – zwischen Osram und AMS ins Gespräch gebracht. So etwas findet meistens über einen Aktientausch statt. Vom Firmenwert her würde das passen, beide Unternehmen sind am Aktienmarkt ähnlich viel wert. Und es hätte den Vorteil, dass sich AMS für die Übernahme nicht verschulden müsste. Die Arbeitnehmervertreter befürchteten, dass der Zwang zum Geldverdienen, um die Kredite rasch zu tilgen, zu Lasten der Osram-Belegschaft geht. Doch zwischen den Vorständen von Osram und AMS ist zu viel Porzellan zerschlagen worden, als dass man sich eine Einigung vorstellen könnte – jedenfalls so lange die beiden Firmenchefs Berlien und Alexander Everke am Ruder sind.

6. Kooperation

Mit knapp 20 Prozent lässt sich der Großaktionär AMS von Osram nicht ignorieren. Osram-Chef Berlien selbst regte am Freitag Gespräche über "eine sinnvolle und für beide Unternehmen vorteilhafte Kooperation im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben" an. Beide beliefern die Automobilindustrie, Licht und Sensoren ergänzen sich. Damit ließe sich wenigstens ein Teil der Synergien heben, die AMS sich erhofft hatte – zu beider Nutzen. (APA, 7.10.2019)