BBC-Journalistinnen recherchierten unter anderem an der Universität von Ghana.

Screenshot: BBC

An prestigeträchtigen Universitäten in Westafrika werden Studentinnen zu sexuellen Handlungen gezwungen, um gute Noten zu erhalten. Bereits seit Jahren gibt es Berichte über Professoren, die Mädchen und junge Frauen belästigen und missbrauchen. "BBC Africa Eye" recherchierte insgesamt mehr als ein Jahr an den Unis von Lagos und Ghana und traf mehrere Studentinnen und Absolventinnen.

"Ich kenne viele, die missbraucht wurden, und niemand macht etwas", schreit eine Aktivistin in die Kamera des britischen Senders. Dann zeigen die TV-Bilder einen Professor der Universität Lagos, der auf seiner Couch liegt und mit einer verdeckten Journalistin spricht: "Dreh das Licht ab, sperr die Tür zu, und ich werde dich für eine Minute lang küssen", sagt er.

Panikknopf bei Journalistin

Neun Monate Recherche an der Universität von Lagos führen zu dem Mann, einem Professor an der Kunstfakultät, der auch der leitende Pastor einer Kirche ist. Mehrere Studentinnen haben ihn des Missbrauchs beschuldigt. Eine verdeckte Journalistin hat ihn daraufhin getroffen und sich als 17-Jährige ausgegeben, die an der Universität aufgenommen werden will – in dem Alter gilt man auch im nigerianischen Bundesstaat Lagos als Minderjährige. Er lud sie mehrmals zu sich ins Büro. Jedes Mal, wenn sich die Journalistin im Büro befand, hatte sie einen Panikknopf bei sich. Durch Druck auf den Knopf wäre das restliche Team zu Hilfe geeilt.

Bereits beim ersten Treffen nannte er die vermeintliche 17-Jährige mehrmals "beautiful". Dann prahlte er damit, dass er jedes 17-jährige Mädchen mit schönen Worten und Geld haben könnte, obwohl er selbst älter als 50 Jahre alt sei. Bei nächsten Treffen fragte er sie nach ihrem Sexleben und erzählte ihr von einem geheimen Ort, an den Professoren junge Studentinnen bringen würden.

Übergriffe und Suizidversuche

In Ghana gab sich eine auch schon im letzten Jahr eine verdeckte Journalistin als Studentin aus, die sich an einem Masterstudiengang interessiert zeigte. Ein Professor fragte sie bereits nach dem zweiten Treffen, ob er ihr "zweiter Freund" sein könnte.

Mittlerweile berichten mehrere Studentinnen und Absolventinnen von den Übergriffen und teilweise von ihren Suizidversuchen danach. Der Professor in Ghana leugnete in einer Stellungnahme gegenüber der BBC, dass er sexuelle Andeutungen in Richtung der Reporterin gemacht habe. Der Professor in Nigeria nahm zu den Vorwürfen keine Stellung. (red, 7.10.2019)