Mathias Lodd als Meisterkoch (re.) und im Hintergrund Lukas Walcher als Floh bzw. Henri.

Foto: (c) Johanna Lamprecht / Schauspielhaus Graz

Vladimir Sorokins Roman Manaraga – Tagebuch eines Meisterkochs ist von den Feuilletons nahezu durchwegs gefeiert worden. Der große Autor der russischen Postmoderne entwarf mit seinem Werk eine zynisch-konsumkritische Gesellschaftssatire. Darin werden unter anderem Bücherverbrennungen als kulinarische Highlights zelebriert.

Dieses Szenario bringt die schweizerisch-ungarische Regisseurin Blanka Rádóczy nun als Performancestück "in einer Sciene-Fiction-Setzung" auf die Bühne. Rádóczy reize die Herausforderung, einen "eigenen formalen Zugang" zu suchen und dabei die "richtige Erzählweise" für das Theater zu finden. Die Transformation des Bildungsbürgertums in "reiche Genussbürger", aber auch was passiert "wenn Maschine und Mensch aufeinandertreffen und die Maschine sich verselbstständigt", erregte das Interesse der Theatermacherin.

Russischer Klassiker als Brennmaterial

Die Hauptfigur von Manaraga ist der Meisterkoch Geza, der im Jahr 2037 seine Haute Cuisine auf brennenden Klassikern für die letzten Betuchten der Welt zubereitet. Werke von Dostojewski, Tolstoi oder Tschechow verkommen zu Relikten vergangener Zeiten. Das gedruckte Buch ist Geschichte und wird nur noch museal ausgestellt. Einzig und allein die Book’n’Grill-Gesellschaft zieht ihren Genuss aus dieser perversen Form der "Lesung".

Geza (Mathias Lodd, re.) und der Floh (Lukas Walcher), während einer "Lesung".
Foto: (c) Johanna Lamprecht / Schauspielhaus Graz

Das Motto "Grand Hotel Abyss" des Steirischen Herbsts nimmt Rádóczy zum Anlass, das Publikum zum Teil der dekadenten Selbstschau zu machen. Zuschauende sitzen an einem U-förmigen Tisch und können "kochen und mitessen". Die zwei Rollen sind mit Mathias Lodd und Lukas Walcher besetzt. Die ersten Aufführungen der Gemeinschaftsproduktion vom Steirischen Herbst und dem Schauspielhaus Graz werden im Grazer Museum für Geschichte stattfinden. Anschließend gibt es eine zweite Premiere im Schauspielhaus Graz. (Huy Van Jonny Diep, 9.10.19)