So sieht das Modell der U5 aus, die ohne Fahrer betrieben werden kann. Die neue U5-Station Frankhplatz soll ab 2025 angefahren werden können.

Grafik: Der Standard

Der Spatenstich für den U-Bahn-Ausbau erfolgte vor genau einem Jahr. Die Baufirmen, die bei den größten Bauarbeiten zum Zug kommen, soll aber erst im Frühjahr 2020 feststehen.

Foto: APA / Georg Hochmuth

Wien – Vor genau einem Jahr, am 8. Oktober 2018, ist der Spatenstich für den Ausbau der Wiener U-Bahn-Linie U2 sowie den Bau der neuen Linie U5 erfolgt. Seither sind in der Stadt Vorarbeiten für das Öffi-Großprojekt am Laufen: Aktuell werden am Matzleinsdorfer Platz, einer künftigen Umstiegstelle zwischen verlängerter U2 und S-Bahn, und beim geplanten U2/U4-Knoten Pilgramgasse Baugrubensicherungen durchgeführt. Auch in der Kirchengasse gibt es schon seit längerem lärmgeplagte Anrainer und Geschäftsleute. Die Bauarbeiten an der Oberfläche für die U2/U3-Umsteigestelle Neubaugasse werden aber noch einige Zeit dauern.

Dabei haben die großen Arbeiten für Ingenieur-, Tunnel- und Gleisbau noch gar nicht begonnen: Im November des Vorjahrs gaben die Wiener Linien bekannt, den Großteil der Bauarbeiten neu auszuschreiben. Als Grund wurden "inakzeptable" – also viel zu teure – Angebote der Baufirmen angegeben. Die Arbeiten für das U2/U5-Linienkreuz würden sich dadurch um bis zu ein Jahr verzögern, sagte Geschäftsführer Günter Steinbauer.

Die Ausschreibung ist weiterhin am Laufen. "Es sind noch keine finalen Abgaben erfolgt", sagt eine Sprecherin der Wiener Linien. Die Bewerbungen der Baufirmen wurden bis April 2019 eingereicht, seither wird verhandelt. Das Verfahren soll bis zum Frühjahr abgeschlossen sein. Bei optimalem Verlauf könne man im Mai 2020 Details zum Zeitplan und den Kosten des Projekts bekanntgeben. Mit dem Tiefbau soll in der zweiten Jahreshälfte begonnen werden.

Keine dritte Ausschreibung

Eine weitere Neuausschreibung wegen zu teurer Angebote ist laut Wiener Linien kein Thema. "Das kann ich mir nicht vorstellen", sagt eine Sprecherin auf Anfrage des STANDARD.

Dennoch sieht es so aus, als ob sich die Stadt auf höhere Kosten einstellen muss. Bei der offiziellen Präsentation des U2/U5-Projekts im Juni 2014 gab die damalige Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) die Gesamtkosten für die erste Ausbaustufe mit rund einer Milliarde Euro an. Laut internen Unterlagen der Stadt, die dem STANDARD vorliegen, werden aber allein für den Ausbau der U2 schon Nettokosten zwischen 740 Millionen und einer Milliarde Euro prognostiziert – mit Preisbasis 2016.

Die U2 fährt künftig vom Schottentor kommend über die neue Doppelstation Rathaus zu den neuen Haltestellen Neubaugasse, Pilgramgasse, Reinprechtsdorfer Straße und Matzleinsdorfer Platz. Diese Strecke soll laut Wiener Linien voraussichtlich 2027 eröffnet werden.

Die neue U5 übernimmt vom Karlsplatz kommend bis zum Rathaus die bisherige Linienführung der U2 und zweigt dann zum Frankhplatz ab. In der ersten Ausbaustufe ist nur diese eine Station als kompletter Neubau vorgesehen. Geplante Eröffnung: 2025. Für die 0,5 Kilometer lange Neubaustrecke wird in der Stadt mit Infrastrukturkosten in Höhe von 145 bis 196 Millionen netto gerechnet.

Maximalkosten von 1,2 Milliarden Euro kursieren

Rechnet man mit den Maximalwerten, die in den internen Unterlagen definiert wurden, geht die Stadt also von Maximalkosten für U2 und U5 in Höhe von 1,2 Milliarden Euro netto aus. Da die Wiener Linien die Ausschreibung aber wiederholen ließen, ist davon auszugehen, dass die Angebote der Baufirmen insgesamt über den Maximalwerten gelegen sein dürften.

Die Verzögerung bei der Ausschreibung könnte auch Auswirkungen auf die U-Bahn-Sperre zwischen Schottentor und Karlsplatz haben. Aufgrund von Bauarbeiten ist hier eine zweijährige Sperre ab 2020 geplant. Laut Wiener Linien ist diese Sperre frühestens ab der zweiten Jahreshälfte möglich. Der Beginn könnte aber noch auf 2021 geschoben werden – "als Handlungsspielraum für Baufirmen".

Verhandlungen mit Bund über 50:50-Finanzierung

Schon jetzt steht fest, dass die künftige U2 ab Matzleinsdorfer Platz über die Station Gußriegelstraße zum Wienerberg verlängert wird. Die U5 wird vom Frankhplatz über die Stationen Arne-Carlsson-Park und Michelbeuern-AKH zum Elterleinplatz verlängert. Für den U-Bahn-Bau wurde bisher eine 50:50-Finanzierung zwischen Bund und Stadt ausverhandelt. Bei dieser Ausbaustufe ist eine Einigung aber noch ausständig. (David Krutzler, 8.10.2019)