Das bestimmende Thema der vergangenen Salzburger Festspiele war der Klimaschutz – weniger deswegen, weil es der Festspielleitung so wichtig war, sondern weil andere darauf drängten: "Wir grüßen uns mit schweißnassen Händen", mahnte Bundespräsident Alexander Van der Bellen das schwitzende Publikum. Der Pianist Igor Levitt plädierte für eine "Deglobalisierung" des Konzertbetriebs, also für weniger Flugverkehr. Allen voran aber schlug Regisseur Peter Sellars mit seiner Eröffnungsrede auf die Klimapauke: "Wir erleben auf der ganzen Welt Verantwortungsträger, die willens sind, nachfolgende Generationen zu opfern, indem sie die Reaktion auf das, was der Planet uns sagt, aufschieben."

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Der russische Mineralölkonzern Gazprom wird der Sponsor der kommenden Salzburger Festspiele.
Foto: REUTERS/Maxim Shemetov

All das wurde heftig beklatscht. Jetzt aber, da die Tage kühler werden, folgte die Realitätswatschen: Für das 100-Jahr-Jubiläum im nächsten Jahr präsentierte man eine Sponsorkooperation mit dem heimischen Ölkonzern OMV und der russischen Gazprom. Falsches Signal? Schlechtes Gewissen? Keine Spur. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler freut sich über ein "willkommenes Geschenk".

Neu ist die kulturelle Doppelmoral zwar nicht, denn auch Nestlé, Audi und Co rollt man in Salzburg und anderswo mangels finanzstarker Alternativen von jeher den roten Teppich aus. Die verlogene Wurschtigkeit aber, mit der Salzburg die eigenen Moralpredigten binnen weniger Wochen zu Schnee von gestern erklärt, ist doch einzigartig. (Stefan Weiss, 7.10.2019)