Zehn Tage nach der Nationalratswahl steht immer noch nicht fest, ob Philippa Strache als Abgeordnete ins Hohe Haus einziehen wird. Die Landeswahlbehörde lässt prüfen, ob der auf der Landesliste vor Strache gereihte Harald Stefan auf sein im Regionalwahlkreis errungenes Mandat zugunsten eines Landeslistenmandats verzichten darf. Damit würde er Philippa Strache das Mandat verwehren. Vielleicht kommt es aber auch ganz anders.

Die Causa ist jedenfalls undurchsichtig und unnötig. Die FPÖ hat es viel zu lange verabsäumt, den fälligen Schlussstrich unter das Kapitel Strache zu ziehen. Ein von Anfang an fauler Kompromiss hievte die ehrenamtliche Tierschutzbeauftragte, die für Social-Media-Aktivitäten der Partei ein honoriges Gehalt erhielt, auf einen relativ aussichtsreichen Listenplatz für die Wahlen. Klar, hätte sich der Parteichef auf Ibiza nicht gemeinsam mit Johann Gudenus obskuren Korruptionsfantasien hingegeben, wäre all das nicht passiert. Philippa hätte aber niemals quasi als Trostpreis für Straches Verzicht auf ein EU-Mandat den aussichtsreichen Listenplatz einnehmen dürfen.

Das Ehepaar Heinz-Christian und Philippa Strache.
Foto: APA/GERT EGGENBERGER

Die FPÖ und die Familie Strache haben für das längst überfällige Adieu aber zu viel Angst voreinander. Beide haben zu viel Schmutz in petto. Die Spesenaffäre hat gezeigt, wie sehr ein offener Machtkampf beiden schadet. Die FPÖ verlor Wählerstimmen, -vertrauen und Gelder aus der Parteienfinanzierung. Die Straches verloren massiv an Rückhalt innerhalb der Partei und in der Bevölkerung. Ein politisches Comeback von H.-C. dürfte nach den gegenseitigen Spitzen, Verratsvorwürfen und der massenhaft verbrannten Erde zumindest innerhalb der FPÖ ausgeschlossen sein. Und wegen einer Liste Strache muss sich ob fehlender Finanzierung und zu viel Altballast auch niemand sorgen.

Dennoch schadet die aktuelle Causa rund um Philippa Straches Mandat dem Ansehen der Partei weiter, weil zum wiederholten Male deutlich wird, dass die Partei die Wahlrechtsordnung zumindest nicht genau genug kennt, um Spekulationen über ein Versagen der Partei unterbinden zu können.

Sollte man es nicht schaffen, Philippa Strache ein Mandat zu verwehren, wäre es nach dem doppelten Hofer auf der Bundesliste – der den Spitzenkandidaten Norbert Hofer wegen unklaren Wählerwillens etliche Vorzugsstimmen kostete – der zweite Lapsus bei einer Wahl, die man ohnehin auf allen Ebenen verbockt hat. Die FPÖ zahlt nun den Preis dafür, Strache zu lange die Stange gehalten zu haben. (Fabian Sommavilla, 8.10.2019)