Die Parteispitze präsentiert sich als guter Bulle (Norbert Hofer) und böser Bulle (Herbert Kickl).

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Wien – Der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl hat Parteichef Norbert Hofer bei der Nationalratswahl den ersten Listenplatz auf der Bundesliste abgenommen. Der Ex-Innenminister erzielte ausreichend Vorzugsstimmen, um Hofer entsprechend den Vorgaben zu verdrängen – und das, obwohl die Vorzugsstimmen aus Wien noch gar nicht bekannt sind.

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl hat bei der Nationalratswahl mehr Vorzugsstimmen als sein Parteichef Norbert Hofer bekommen. Damit steht er an erster Stelle.
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Mit diesem Mittwoch liegen der APA nun auch die FPÖ-Vorzugsstimmen aus dem Burgenland vor, dem Heimatbundesland Hofers. Auch dort schaffte Kickl mehr direkte Stimmen als der Parteichef, nämlich 2.383. Hofer kam auf 2.010.

60.541 Vorzugsstimmen

Insgesamt kommt Kickl in jenen acht Bundesländern, für die bisher Zahlen vorliegen (Wien fehlt noch), auf 60.541 Vorzugsstimmen. Das sind 7,8 Prozent aller 772.666 FPÖ-Stimmen bei der Nationalratswahl vom 29. September.

Die Hürde für den Sprung auf Platz eins auf der Bundesliste hat Kickl damit genommen. Laut Nationalratswahlordnung übernimmt jener Kandidat den ersten Listenplatz, dem sieben Prozent der Wähler seiner Partei eine Vorzugsstimme geben – sofern nicht ein anderer Kandidat noch mehr Vorzugsstimmen bekommt. Das ist bei der FPÖ aber nicht der Fall. Hofer wurden bisher mit 25.630 deutlich weniger Vorzugsstimmen als Kickl zugerechnet; das sind 3,3 Prozent aller blauen Stimmen.

Hofer hatte jedoch bereits beklagt, dass eine erkleckliche Anzahl seiner Vorzugsstimmen ungültig seien, weil es auf der freiheitlichen Bundesliste noch einen Kandidaten mit demselben Familiennamen gibt. Stimmzettel, auf denen die FPÖ angekreuzt war, aber lediglich "Hofer" als Vorzugsstimme auswiesen, wurden als Wahl ohne Vorzugsstimme gezählt.

Wien fehlt noch

Die Zahlen aus Wien, wo es 105.289 FPÖ-Stimmen gab, werden das Ergebnis nicht mehr drehen. Denn dazu müssten für Hofer dort mindestens 34.912 Vorzugsstimmen abfallen und für Kickl keine einzige.

Die endgültige Bilanz der Vorzugsstimmen veröffentlicht das Innenministerium am 16. Oktober nach der Sitzung der Bundeswahlbehörde. (APA, 9.10.2019)