Überblick über die neuentdeckten Saturnmonde. Im Schnitt brauchen sie zwei bis drei Jahre, um den Planeten einmal zu umkreisen.
Illustration: Carnegie Institution for Science

Saturn, die ewige Nr. 2 unter den Planeten im Sonnensystem, ist diese Woche zumindest in einem Punkt am großen Jupiter vorbeigezogen: nämlich in der Anzahl der Monde. Ein Astronomenteam um Scott S. Sheppard von der Carnegie Institution hat mit dem Subaru-Teleskop auf Hawaii 20 neue Monde entdeckt, die den Ringplaneten umkreisen. Damit kommt Saturn nun auf 82 Monde, Jupiter verharrt bei 79.

Das dürfte allerdings nur ein Zwischenergebnis sein – immerhin war es auch Sheppard, der erst im vergangenen Jahr die Entdeckung von zwölf bis dahin unbekannten Jupitermonden bekanntgegeben hatte. Die Rangliste kann sich durch weitere Funde also schon bald wieder verschieben.

Größen- ...

Dass überhaupt noch neue Monde entdeckt werden können – und sogar in hoher Zahl –, liegt daran, dass Astronomen immer kleineren Trabanten nachjagen können, die im unübersichtlichen Umfeld der beiden Gasriesen kreisen. Die dicksten Brocken sind natürlich längst durchgezählt – und dick ist keine Übertreibung: Immerhin verfügen beide Planeten mit Ganymed (Jupiter) und Titan (Saturn) über jeweils einen Mond, der größer ist als der Planet Merkur.

Mittlerweile sind wir einige Größenordnungen darunter angekommen. Kiesel sind die neuentdeckten Monde allerdings auch nicht gerade: Im Schnitt haben sie einen Durchmesser von etwa fünf Kilometern. 17 von ihnen haben retrograde oder rückläufige Orbits, bewegen sich also gegenläufig zur Hauptrotationsrichtung.

... und Familienverhältnisse

Sheppard weist darauf hin, dass sich die 20 Neuzugänge bereits bekannten Gruppen von Saturnmonden zuordnen lassen, die jeweils auf ähnlichen Bahnen kreisen. Zwei der drei prograden oder rechtläufigen neuen Monde gehören zur sogenannten Inuit-Gruppe, der dritte zur Gallischen Gruppe. Er ist zugleich unter allen bisher bekannten Saturnmonden am weitesten vom Planeten entfernt.

So entdeckt man unter zahllosen Lichtpunkten einen Mond: Zwischen den beiden Aufnahmen liegt eine Stunde. Die Sterne und Galaxien im Hintergrund haben sich in diesem Zeitraum nicht wahrnehmbar bewegt, der mit einem Balken gekennzeichnete Mond hingegen deutlich.
Foto: Scott Sheppard

Die 17 retrograden Monde wiederum rechnet Sheppard der Nordischen Gruppe zu. Im Gegensatz zu den beiden anderen Gruppen mit jeweils nur vier respektive fünf Mitgliedern handelt es sich dabei um einen ebenso großen wie diversen Schwarm. Er umfasst aktuell 29 Monde, dazu wird heute auch die schon im 19. Jahrhundert entdeckte Phoebe gerechnet, mit über 200 Kilometern Durchmesser einer der größeren Saturnmonde.

Turbulente Zeiten

Sheppard sieht in der Verteilung der Monde klare Anzeichen dafür, dass es in der Vergangenheit zu verheerenden Kollisionen gekommen sein muss. Ursprünglich große Monde dürften entweder mit Nachbarn oder mit von außen kommenden Objekten wie Asteroiden oder großen Kometen zusammengestoßen und in Stücke gesprengt worden sein.

Allerdings könne dies nicht in der unmittelbaren Anfangszeit des Sonnensystems geschehen sein, so der Astronom. Während der Planetenbildung muss Saturn noch von einer dichten Scheibe aus Gas und Staub umgeben gewesen sein, einer Art Miniaturausgabe der protoplanetaren Scheibe um die junge Sonne. Trümmer eines gesprengten Mondes wären durch die Reibung mit diesem Material abgebremst worden und letztlich auf Saturn gestürzt. Dass sie immer noch kreisen, zeige, dass zum Zeitpunkt der Kollision(en) die Umgebung des Saturn bereits weitgehend leergeräumt war.

Die Namensfrage

Damit ist jetzt nur noch eines offen: die Benennung. Im vergangenen Jahr führte die Carnegie Institution einen öffentlichen Wettbewerb durch, um fünf der zwölf neu entdeckten Jupitermonde einen Namen zu geben – Pandia, Ersa, Eirene, Philophrosyne und Eupheme sind es übrigens geworden.

Wegen des großen Erfolgs der PR-Aktion wird dies nun mit den neuen Saturnmonden wiederholt, bis 6. Dezember können Vorschläge zur Benennung eingereicht werden. Aber Achtung: Alle, die sich jetzt in die Startlöcher begeben, um Vorschläge wie Moony McMoonface, Chuck Norris und dergleichen einzureichen, haben keine Chance. Wie zumeist in der Astronomie gilt es eine Corporate Identity zu wahren, es sind also nur Namen aus einem bestimmten semantischen Feld zulässig. Im konkreten Fall bedeutet dies je nach Gruppenzugehörigkeit des Mondes: Namen aus der keltischen, der nordischen und der Inuit-Mythologie. (jdo, 11. 10. 2019)