Fast jeder zweite Erstsemestrige aus den Bundesländern zieht als Erstes in ein Studentenheim. Insgesamt wohnen rund zehn Prozent der Studierenden in österreichweit etwa 300 Heimen. Die Mehrzahl wird gemeinnützig betrieben, die Zahl der gewinnorientierten Betreiber ist in den vergangenen Jahren aber stark gestiegen.

Lange fielen Letztere nicht unter das Studentenheimgesetz, dessen Novelle im September in Kraft trat und nun sowohl für gemeinnützige als auch für gewinnorientierte Heime gilt. Damit sollte einerseits eine Gesetzeslücke geschlossen, andererseits auch mehr Rechtssicherheit für Studierende geschaffen werden.

So darf die Kaution nicht die doppelte Monatsmiete überschreiten und muss am Ende mitsamt Zinsen zurückerstattet werden, außer jemand hat schuldhaft einen Schaden verursacht. Darüber hinaus müssen die Verträge nun für mindestens ein Jahr abgeschlossen werden, Studienanfänger können eine Dauer von zwei Jahren verlangen. Gekündigt werden darf nur noch bei im Gesetz festgelegten Gründen. Wer einmal zu laut oder zu lange feiert, verliert sein Zimmer nicht.

Höchstmiete nicht für Private

In einer Studie der Arbeiterkammer von 2015, die Benützungsverträge von zehn großen Heimträgern analysierte, wurden im Schnitt 60 Gesetzesverstöße pro Vertrag entdeckt. Susanne Peinbauer von der AK Wien rechnet damit, dass sich manche Betreiber auch künftig nicht an die neuen Regelungen halten werden, besonders was Kündigung, die Vertragsdauer und das Zurückzahlen der Kaution angeht.

Seit September fallen gewinnorientierte und gemeinnützige Studierendenheime unter ein Gesetz.
Foto: Christian Fischer

Positiv beurteilt Peinbauer, dass erstmals Obergrenzen für Kautionen festgelegt wurden und dass die Betreiber zur Erhaltung der Heime verpflichtet werden. Negativ sei jedoch, dass dieMietobergrenze, die dem Grundsatz der Kostendeckung folgt, nur für gemeinnützige Heime gilt, gewinnorientierte dürfen weiter verlangen, was sie wollen.

Die Österreichische Hochschüler_innenschaft, die das Gesetz mitverhandelte, begrüßt grundsätzlich die Novelle. Sie kritisierte aber in einer Stellungnahme die Entmachtung der Heimvertretungen. Diese haben künftig weniger Mitsprache beim Heimstatut, das die Rechte der Bewohner regelt. Die Anpassung des Gesetzes sei laut ÖH auch deshalb größtenteils im Sinne der Heimbetreiber erfolgt. Studierende würden nur marginal von den Neuerungen profitieren. Die ÖH fordert, dass überall die Mieten gedeckelt werden. Außerdem solle die Bundesförderung für Studierendenheime wieder eingeführt werden.

Verbesserungen erwartet

Denn bereits 2011 stellte der Bund diese Subventionen ein. Darin liegt für Christoph Haill, Sachbearbeiter im Sozialreferat der ÖH, die eigentliche Problematik. Seither stehe weniger Geld für gemeinnützige Heime zur Verfügung. Die Folge: "Ein paar gemeinnützige Betreiber tendieren allmählich in Richtung Gewinnorientierung." Das sieht Michael Jayasekara von der Akademikerhilfe, einem gemeinnützigen Anbieter, ähnlich. Viele ausländische Investoren hätten die legalen Schlupflöcher genutzt. Jayasekara erwartet sich durch die Novelle eine Verbesserung, weil die Privaten nun grundlegende Bestimmungen einzuhalten haben.

Das neue Gesetz scheint sie aber nicht davon abzuhalten, weiterhin zu investieren. "Es sprießen die ganze Zeit neue Heime mit horrenden Preisen aus dem Boden", erzählt Haill: "Unser Gefühl ist, dass dort eher wohlhabende Studierende aus dem EU-Ausland und Drittstaaten wohnen." Österreicher oder Deutsche ziehen laut Haill lieber in eine WG. Ein Grund könnte der Preis sein: Die Preise für Heimzimmer sind zwischen 2011 und 2015 um 18 Prozent gestiegen, aktuellere Daten fehlen.

WGs sind oft billiger oder nur unwesentlich teurer als Heime. Schätzungen zufolge kostet ein Zimmer im gemeinnützigen Heim etwa 350 Euro pro Monat, für ein WG-Zimmer zahlt man in Wien etwa 12,5 Euro pro Quadratmeter, in Innsbruck 14,2 Euro, zeigt die Mietpreisanalyse von Immowelt.at von 2019. Zudem würden die Leute mehr Individualität wollen, sagt Haill. "Die Zeit, in der es geheißen hat 'Studentenheimparty, yeah voll cool', ist, glaube ich, vorbei." (Jakob Pflügl, 15.10.2019)