Ab November wird die fröhliche Partymeute wegen des Rauchverbots auch vor den Clubs stehen, Anrainer haben oft jetzt schon wenig Freude.

Foto: Jasmin Bamgartner

Zehn Wochen Zeit haben sich die beiden Kulturjournalisten Stefan Niederwieser und Yasmin Vihaus genommen, um die Nacht in Wien zu vermessen. 80 Seiten stark ist der erste Forschungsbericht zur Clubkultur in Wien, den die beiden auf Eigeninitiative – unterstützt mit Geld der MA 7 – vorlegen.

Spaß am Partymachen ist nicht der Grund. Mit dem ab 1. November in Kraft tretenden Rauchverbot stehen Gastronomiebetriebe und damit auch Clubs vor konkreten Herausforderungen. Anrainerbeschwerden werden sich häufen, die Partymeute wird sich lautstark und müllend vor den Lokalen aufhalten.

Schwelende Konflikte

Weiters schwelen seit langem Konflikte, die die Autoren unter dem Punkt "Konkrete Issues" subsumieren. Nach Gesprächen mit Veranstaltern und Clubbetreibern zeigt sich, dass die Auflagen und damit verbundenen Investitionen – vor allem für jene Veranstalter, die sich als Kulturschaffende verstehen – zu hoch sind, Gesetze strenger als früher exekutiert werden und Beratungsangebote nur unzureichend zur Verfügung stehen. Prekäre Arbeitsverhältnisse kommen vielerorts noch dazu.

In über 40 anderen Städten gibt es für diese Probleme eigene Verantwortliche, die Namen wie Nachtbürgermeister oder Clubkommission tragen. Der Forschungsbericht untersucht einige Best-Practice-Beispiele, die die Situationen durch die Schaffung einer solchen Position entschärft haben, und legt nahe, dass es so eine Schnittstelle, am ehesten in Form eines Vereins, auch in Wien braucht.

Es bräuchte konkrete Daten

Die Diskussion ist nicht neu. Sowohl die Grünen als auch die Neos fordern seit Jahren eine Lösung, wenn auch auf Basis unterschiedlicher Ideologien. Während die Neos an Partys eher der Aspekt der Nachtwirtschaft interessiert, steht für die Grünen der kulturelle Faktor, der auch der freien Szene wichtig ist, im Zentrum. Eine Studie der Wirtschaftskammer Wien zur Nachtwirtschaft, die seit einem Jahr fertiggestellt ist und konkrete Daten und Zahlen erheben sollte, wurde bis heute nicht zur Gänze veröffentlicht.

Hier kann und will auch der neue Forschungsbericht nicht einspringen. Zwar liefert er spannende Zahlen – zum Beispiel werden 50 Stakeholder, die mit dem Thema "Wien bei Nacht" (von der AKM bis zu den Wiener Gewässern), identifiziert – er ist aber insgesamt eher um eine Bestandsaufnahme zum Thema bemüht als um das Erheben neuer Daten.

Genau diese bräuchte es aber, um Aussagen über die Sinnhaftigkeit eines Nachtbürgermeisters oder dergleichen zu treffen. Gerade doktert die Wirtschaftskammer an einer One-Stop-Anlaufstelle und einem Eventboard herum, während ein neues Veranstaltungsgesetz auf sich warten lässt. Der Partyhut brennt indes weiter. (Amira Ben Saoud, 10.10.19)