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Das Sparschwein wirft immer weniger ab, manche ziehen es vor, es zu schlachten.

Foto: Dpa/Peter Kneffel

Wien – Bei einem Zinsniveau von sieben bis acht Prozent wie in den 1990er-Jahren konnten Sparbuchsparer noch alle zwölf Jahre ihr Kapital verdoppeln. Heute benötigt man laut Bank-Austria-Chef Robert Zadrazil dafür etwa 400 Jahre, also eher zwölf Generationen. Ein nachhaltiger Kapitalaufbau ist mit derzeitigen Sparbuchzinsen also nicht mehr möglich – und Besserung auch nicht in Sicht. "Auf absehbare Zeit wird das Zinstief nicht beendet", betont Zadrazil anlässlich einer Studienpräsentation zum Anlegerverhalten der Österreicher.

Kaum Änderung bei Anlageverhalten

Diese Entwicklung haben heimische Sparer längst mitbekommen, 85 Prozent der befragten Österreicher erwarten, dass die Zinslage in den nächsten Jahren gleich bleiben oder sich sogar verschlechtern wird. Allein ihr Anlageverhalten passen sie, wenn überhaupt, nur sehr schleppend daran an. Im Gegensatz zu den Zinsen hält sich die Inflation nämlich beharrlich im positiven Bereich und nagt an der Kaufkraft des Ersparten. Zadrazil zufolge sind Österreichs Sparern dadurch seit 2012 jedes Jahr real etwa drei Milliarden Euro verloren gegangen.

Folglich halten nur noch 39 Prozent das klassische Sparbuch für eine attraktive Anlageform, tatsächlich besitzen aber 63 Prozent der Befragten noch ein solches – wobei dieses zur Aufbewahrung des Notgroschens für unerwartete Aufwendungen trotz Zinsflaute noch seine Berechtigung hat.

Brücke zu Immobilien

Ebenfalls 39 Prozent sehen in Immobilien ein interessantes Investment, nur 21 investieren auch tatsächlich in Betongold. Wohl räumt Zadrazil ein, dass trotz ebenfalls tiefer Kreditzinsen nicht jedermann so einfach in die eigenen vier Wände investieren könne – nicht zuletzt wegen der hohen Immobilienpreise.

Zadrazil rechnet mit anhaltendem Zinstief.
Foto: APA/Georg Hochmuth

Ihm zufolge sind diese seit 2000 in Österreich um 94 Prozent, in Wien gar um 170 Prozent gestiegen. Als "hervorragenden Brückenbauer" zum Eigentum einer Wohnung, eines Hauses oder Grundstücks sieht er trotz des Zinstiefs Bausparen an. Dieses halten 33 Prozent für interessant, 44 Prozent der Befragten tun es auch.

Fonds und Aktien kaum verbreitet

Bei Wertpapieren wie Aktien und Fonds herrscht noch Zurückhaltung, 26 Prozent schätzen sie als interessant ein, aber nur 19 investieren auf diese Art. "Wertpapieranleger sind keine Spekulanten oder Zocker", betont Zadrazil. Es benötige nur einen entsprechend langen Anlagehorizont, um die Wahrscheinlichkeit von Verlusten zu minimieren. Als Beispiel zieht er den Weltaktienindex MSCI World heran. Dieser habe Anlegern bei zehnjähriger Behaltedauer nur zum Höhepunkt der Finanzkrise kurzzeitig einen Verlust eingebrockt, wenn man die angefallenen Dividenden berücksichtigt.

Um die Berührungsängste der Österreicher vor Wertpapieren zu lindern, wünscht sich Zadrazil von der nächsten Regierung ein klares Bekenntnis zum Kapitalmarkt sowie Initiativen zum Thema Finanzbildung. (aha, 10.10.2019)