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Max Verstappen trägt Hoffnungen und einen orangene Kappe.

Foto: REUTERS/Anton Vaganov

Suzuka – Über einen Mangel an bleibenden Erfahrungen konnte Max Verstappen nicht klagen. Arbeiter im Honda-Werk feierten den Formel-1-Star wie einen Heilsbringer, auch bei einem PR-Auftritt in den Straßen Tokios wurde dem Niederländer ein warmer Empfang bereitet, und dann durfte der Red-Bull-Pilot auch noch ans Steuer eines historischen Boliden.

"Es war cool und eine großartige Erfahrung", sagte Verstappen über die Ausfahrt im RA272, Hondas erstem Siegerauto: "Ich hatte aber Mühe beim Einsteigen."

Die Herzen der Japaner eroberte Verstappen dagegen spielend. Die Zuneigung, die ihm in den ersten Tagen in Fernost entgegengebracht wurde, war nur ein Vorgeschmack auf das, was ihn beim Großen Preis von Japan am Sonntag in Suzuka (7.10 Uhr MEZ/RTL und Sky) erwartet.

"Suzuka ist sehr speziell für mich"

Die "Orange Army", wie die Heerscharen von Verstappen-Fans gerne genannt werden, wird auch die Tribünen in Fernost einfärben – Verstappen ist schließlich Hondas schärfste Klinge beim heiß erwarteten Heimspiel. Ein Sieg des 22-Jährigen ist das Traumszenario. Das erfolgreichste Rennen in Japan seit der Formel-1-Rückkehr im Jahr 2015 soll es für den Autogiganten in jedem Fall werden.

"Suzuka ist sehr speziell für mich", sagte Verstappen, der 2014 auf der legendären Rennstrecke als 17-Jähriger im freien Training erstmals in der Königsklasse zum Einsatz kam: "In diesem Jahr wird das Rennen aber noch besonderer. Wir werden unser Bestes geben, um die japanischen Fans glücklich zu machen."

Derart im Fokus steht Verstappen in Japan noch nicht lange, erst seit der laufenden Saison bezieht Red Bull seine Motoren von Honda. Bislang erwies sich die Partnerschaft als fruchtbar – vor allem für den Hersteller. Drei Jahre hatten die stolzen Japaner, die einst Legenden wie Ayrton Senna oder Alain Prost zu Titeln verhalfen, in der Horror-Ehe mit McLaren Prügel bezogen. Der Wechsel zum Red-Bull-Farmteam Toro Rosso 2018 leitete die Wende ein, in diesem Jahr zahlt sich die Kooperation mit Red Bull aus.

Derzeit dritte Kraft

Von der einstigen Dominanz ist Honda – 1988 gewann das Team mit Senna und Prost 15 von 16 Rennen – aber noch weit entfernt. Die Fortschritte sind dennoch unverkennbar. Verstappen gelang in Österreich Hondas Premierensieg in der Hybrid-Ära und der erste Triumph seit Jenson Buttons Budapest-Erfolg 2006. Auch in Hockenheim jubelte Verstappen, in Ungarn stand er zudem auf der Pole Position. "Sie machen einen großartigen Job", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko.

Gut genug ist der Antrieb trotzdem noch nicht. Seit dem Wiedererstarken der Ferrari nach der Sommerpause ist Red Bull wieder die dritte Kraft hinter den Roten und Mercedes. In Suzuka sollen am Wochenende frische Motoren den Rückstand verkürzen, der im nächsten Jahr im Idealfall gänzlich aufgeholt ist. Verstappen, so der Plan, kann 2020 im Saisonendspurt mit Titelchancen nach Japan reisen. Man wolle dann auf dem gleichen Powerlevel wie Mercedes und Ferrari sein, erklärte Marko: "Wir müssen abliefern."

Verstappen wird die Entwicklung genau beobachten. Sollten ihm Red Bull und Honda auch 2020 kein titelreifes Auto anbieten, dürfte sich Verstappen für das Folgejahr Gedanken machen. "Ich will mir jetzt erstmal alles genau anschauen, was versprochen wurde, und was tatsächlich ankommt. Wir wollen nächstes Jahr Rennen gewinnen und die Meisterschaft. Deshalb bin ich hier", sagte Verstappen im Gespräch mit dem Fachportal auto motor und sport. (sid, 10.10.2019)