Für die "Hillresorts am Schlosspark" in Graz wurden bei Rendity vor kurzem 700.000 Euro eingesammelt.

Visualisierung: AIRA Development

Wer am Run auf Immobilien mitnaschen will, kann sich beispielsweise mittels Crowdinvesting auch mit verhältnismäßig kleinen Beträgen an Immobilienprojekten beteiligen. Und zwar nicht mehr unbedingt nur in Wien.

Die heimische Crowdfundingplattform Dagobertinvest hat vor wenigen Tagen ihr 100. Projekt erfolgreich über die Bühne gebracht: Für ein früheres Franziskanerkloster in Hainburg an der Donau, das zu einem Wohnprojekt mit 73 Wohneinheiten umgebaut wird, wurden innerhalb weniger Tage 650.000 Euro von Kleinanlegern eingesammelt. Mindestens 200.000 Euro wollte der Projektentwickler, Paul & Partner, ursprünglich lukrieren. Acht Prozent Verzinsung hat er der Crowd dafür versprochen.

Von den 100 Projekten lagen 45 in Niederösterreich, 30 in Wien. Zwölf Projekte waren es in der Steiermark, sechs in Tirol, zwei in Oberösterreich. Alle 100 Projekte seien bisher auch erfolgreich finanziert worden, zeigt sich Andreas Zederbauer, Chef von Dagobertinvest, stolz. Darunter waren zum Beispiel Projekte in Laa an der Thaya und Gmunden.

"Ländlicher Raum in städtischen Lagen"

Bei der Konkurrenz, der Crowdfundingplattform Rendity, ist man ebenfalls längst auch außerhalb Wiens unterwegs. Unlängst erst wurden die "Hillresorts am Schlosspark" in Graz mit 700.000 Euro von der Crowd mit Kapital versorgt. Klar ist allerdings: Ein Projekt inmitten der ländlichen Einöde ist nicht das, was gesucht wird. Mit "ländlichem Raum in städtischen Lagen" fasst Tobias Leodolter, Geschäftsführer von Rendity, sein Konzept zusammen. Er betont: "Solange das Verwertungskonzept stimmt, schauen wir uns das Projekt an."

Bevor ein Projekt auf der Rendity-Plattform Investoren angeboten wird, wird der Track-Record des Bauträgers überprüft. Ein häufiges Problem: Projekte mit – für die jeweilige Gegend – illusorischen "Wiener Preisen" . "Da tun wir uns dann schwer", so Leodolter. Ebenso skeptisch ist man bei Rendity, wenn das Immobilienprojekt in einer Abwanderungsgemeinde konzipiert ist. Oder es falsch dimensioniert wirkt. "In Graz bekommen wir teilweise extrem große und ambitionierte Projekte angeboten", sagt Leodolter. "Da haben wir uns bisher nicht drübergetraut."

Bindung an Bauträger

Zwar beobachtet Tobias Leodolter immer wieder auch Anleger, die nur in ein ganz bestimmtes Projekt, das sie persönlich kennen, Geld investieren. In der Regel spielt der Standort für Investoren laut Zederbauer von Dagobertinvest aber keine Rolle: "Unsere Anleger ziehen dort ja am Ende nicht selbst ein." Besonders verheißungsvolle Adressen gibt es aber auch:"Die Wiener Mariahilfer Straße ist natürlich schon immer ein Feger."

Auf seiner Plattform investieren Anleger im Schnitt 1200 Euro pro Projekt. Sieben Projekte werden durchschnittlich pro Anleger unterstützt. "Was wir schon feststellen, ist eine gewisse Bindung zu einem Bauträger", so Zederbauer. Besonders, wenn dieser schon mehrfach Projekte abgewickelt und das Geld wieder zurückgezahlt hat.

Demnächst wird der Crowd von Rendity das erste Projekt in Kärnten angeboten. Details will Leodolter derzeit allerdings noch nicht verraten. Und auch bei Dagobertinvest wird in den nächsten Tagen ein weiteres Wohnbauprojekt online gehen: 400.000 Euro sollen für ein Wohnbauprojekt in der Nähe von Linz eingesammelt werden. (Franziska Zoidl, 11.10.2019)