Rudi Nemeczek tritt heute mit Minisex zum 20-jährigen Bestehen von DJ Ant's 80's Club im Chelsea auf.

Foto: Philipp Horak

Roman Eggenberger ist ein Mann auf Mission. Frauen kennen das, normal beruhigt sich das von selbst. Nicht in diesem Fall. Eggenbergers Mission ist Musik aus den 1980ern. Als DJ Ant sorgt er seit unglaublichen 20 Jahren jeden zweiten Freitag dafür, dass das Publikum des Wiener Gürtelclubs Chelsea das Lokal nicht verlässt, bevor der Samstag graut. Sein DJ-Name ist zugleich das Zeichen seines Auftrags: Ant ist geborgt bei einem Helden des Gastgebers, bei Adam Ant. Um den zu erleben, tritt Ant, der DJ, schon die eine oder andere Recherchereise an.

Heute, Freitag, aber, da wird im Stammlokal gefeiert. Standesgemäß. Immer wieder bucht Ant für seinen Abend Liveacts, die zum Programm passen. Heute erfüllen Minisex diesen Auftrag. Die Wiener Band um Rudi Nemeczek ist nach Eggenbergers Dafürhalten eine der originellsten heimischen Bands ihrer Zeit, und da möchte und kann man nicht widersprechen.

Andere Gruppen von damals mögen aus ökonomischen Gründen den Schritt in die Lächerlichkeit getan haben, nicht Minisex. Die spielen nur, wenn sie wollen, dafür aber mit dem Einsatz, den man bringt, wenn man will, nicht wenn einen die Umstände dazu zwingen. Entsprechend empathisch sind ihre Konzerte.

Popperlen als Dienstleistung

Die Schöpfer von Popperlen wie Du kleiner Spion, Rudi, gib Acht oder Eismeer zählten ab 1978 zu den ersten Österreichern, die auf Punk und New Wave eine eigene Antwort formulierten und die dann zur etwa zeitgleich auftauchenden Neuen Deutschen Welle passten – ohne piefkinesisch zu sein. Im Status des Klassikers befindlich, hat Nemeczek vor fünf Jahren mit Fans und Freunden wie Patrick Pulsinger, Christopher Just und Gerhard Potuznik noch einmal frisch und erfrischend nachgelegt und das Album Reduziert veröffentlicht. Minisex sind also kein drolliger Nostalgie-Act, dafür passen sie perfekt ins Beuteschema Eggenbergers, der in seinem Club die großen und die kleinen Hits aus den Eighties spielt. Und zwar nicht im Sinne eitler Selbstverwirklichung hinter den Reglern, sondern als eloquenter Dienstleister am tanzenden Volk.

Ant ist ein sanfter Missionar, der der Stimmung den Vorzug vor dem eigenen Geschmack gibt. Da fällt Kommerz genauso ab wie weniger Bekanntes. Das Publikum, das machen 20 Jahre deutlich, schätzt das und hält ihrem Host ergeben die Treue. (Karl Fluch, 10.10.2019)